Ascheplatz
Realitätstest steht an
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| Dienstag, 15. März 2005Michael Horeni (FAZ 15.3.) kommentiert die Abwendung der Dortmunder Insolvenz: „Ob die schwarz-gelben Hasardeure tatsächlich mit einem blauen Auge davonkommen, wird erst die Zukunft zeigen. Dann muß das Sanierungskonzept nicht mehr nur Gläubiger und Anleger auf dem Papier überzeugen, sondern auch den Realitätstest bestehen – ein Unterfangen, bei dem der Klub in den vergangenen Jahren unter kräftiger Mitarbeit von Michael Meier ziemlich aus der Übung gekommen ist. Frisches Geld hat der Verein erhalten. Nun muß das Unternehmen BVB zeigen, daß es endlich auch in einem frischen Geist geführt wird.“
Kostenkorsett
Die Financial Times Deutschland (15.3.) befasst sich mit der möglichen Folge für den sportlichen Werdegang: „Der BVB, für den der Stadionrückkauf Kern der Sanierung ist, kann zwar durchatmen. Die Insolvenz ist vorerst abgewendet, der Grundstein für die erneute Lizenzerteilung gelegt. Doch das 1:0 gegen die Molsiris-Anleger hat einen schalen Beigeschmack. Der BVB ist gezwungen, sich penibel an das Sanierungskonzept zu halten. Dieses Kostenkorsett bedeutet auch, dass es den „alten BVB“ vorerst nicht geben wird. Es droht der weitere Abstieg ins spielerische Mittelmaß.“
Es waren am Ende doch wieder die Emotionen, die die Köpfe geleitet haben
Michael Kläsgen (SZ/Wirtschaft 15.3.) denkt grundlegend nach über Fußball und Börse: „Die drohende Insolvenz ist nicht abgewendet, sondern nur aufgeschoben. (…) Es waren am Ende doch wieder die Emotionen, die die Köpfe geleitet haben, und nicht rationale Entscheidungen. Dies scheint der Teufelskreis zu sein, aus dem sich Borussia Dortmund nicht befreien kann. Aber wahrscheinlich könnte sich dem kein börsennotierter Fußballklub entziehen. Dieser Umstand zeigt, dass Fußball und Börse nicht zusammenpassen, weil eine solide Geschäftsgrundlage fehlt. Die Kurse steigen, wenn die Mannschaft Spiele gewinnt und Fernsehrechte kassiert. Doch sobald der Erfolg ausbleibt, sich Spieler verletzen, was gleich per Ad-hoc-Meldung bekannt gegeben werden muss, geht der Kurs nach unten. Labiler könnte ein Geschäft kaum sein.“
Im Wirtschaftsbuch der FAZ (15.3.) lesen wir: „Der Verein hat erheblichen Anteil daran, daß nach der Umfrage einer Regionalzeitung 95 Prozent der Dortmunder gerne bis sehr gerne in Dortmund leben – und das bei einer Arbeitslosenquote von 17 Prozent. Nun hat der Haupteigentümer des Westfalenstadions, ein Immobilienfonds der Commerzbank, die Sanierung des Vereins ermöglicht. Wie gut diese Nachricht für Dortmund wirklich ist, wird sich dem Rest des Landes nur schwer erschließen. Aber für die Dortmunder wird es nun leichter erträglich sein, daß der Erzrivale Schalke 04 derzeit an der Tabellenspitze steht. Es wäre nicht auszudenken gewesen, hätte Borussia Dortmund in derselben Woche Insolvenz anmelden müssen.“
Bittsteller
Klaus Hoeltzenbein (SZ 15.3.) versetzt sich in die Seele der Borussia: „Nichts sehnen die Borussen inzwischen sehnlicher herbei als die Rückkehr in ihre Vergangenheit, als ein Spiel noch ein Spiel war. Und dass sie nicht mehr als Aktie, sondern als Fußball-Verein wahrgenommen werden mit forscher Mannschaft und geordneten Finanzen. Derzeit aber sind sie Bittsteller bei Gläubigern.“