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Nicht, was wir gespielt haben, ist das Spiel, sondern das, was wir erinnern

Oliver Fritsch | Mittwoch, 16. März 2005 Kommentare deaktiviert für Nicht, was wir gespielt haben, ist das Spiel, sondern das, was wir erinnern

Sehr schön! Eine Zweitliga-Exegese von Christian Zaschke (SZ 16.3.): „Gabriel Garcia Marquez hat seinen Memoiren ein schönes Motto vorangestellt: „Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen.“ Nimmt man diesen teuren Satz des Nobelpreisträgers und trägt ihn an einen eher schmucklosen Ort, ins Innere des Münchner Olympiastadions, dann verliert er dort nichts von seinem Zauber. Man kann den Satz ganz wunderbar auf 1860 München gegen Eintracht Frankfurt (2:1) beziehen, vielleicht in dieser Variante: Nicht, was wir gespielt haben, ist das Spiel, sondern das, was wir erinnern, und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen. Womit man zu den Erinnerungen und den Erzählungen der Trainer Friedhelm Funkel und Reiner Maurer gelangt. Funkel erzählte zuerst: „Wir haben ein Spiel verloren, das wir nicht verlieren durften. Beim Ausgleich haben wir ein schönes Tor erzielt, man konnte sehen, wie wichtig dieser Arie van Lent für uns ist. Der Elfmeter gegen uns war eine klare Fehlentscheidung.“ Eine gute, eine knappe Erzählung, die viel in sich birgt, Niederlage, Schönheit und Unrecht. Nun erzählte Reiner Maurer: „Wir hätten früh für klare Verhältnisse sorgen können. Dann fällt das glückliche Ausgleichstor, nach einem Zusammenprall von Szukala und Jones fällt der Ball van Lent genau vor die Füße. Den Elfmeter kann man geben, wenn man im Schiedsrichter-Lehrbuch nachliest. Aufgrund der kämpferischen Einstellung war unser Sieg verdient.“ Auch dies eine schöne Erzählung, im Vortrag vielleicht etwas weniger souverän, aber auch hier viele Themen auf wenig Raum: Vergebene Möglichkeiten, unglücklicher Rückschlag, Gerechtigkeit und Kampf. Beide Erzählungen basieren lose auf dem Fußballspiel, das zuvor stattgefunden hatte, und es sind beide ein schönes Beispiel dafür, dass unsere Erinnerung stets in der Lage ist, ein uns genehmes Bild der Vergangenheit zu zeichnen, ein uns genehmeres Bild unseres Lebens.“

Er schickte Leistungsträger weg und holte Argentinier, die enttäuschten

Roland Leroi (FR 16.3.) kommentiert die Entlassung Thomas Bertholds bei Fortuna Düsseldorf: “Seit Monaten stand der frühere Profi in der Kritik, dem zuletzt Spesenbetrug vorgeworfen wurde. Fans machten Stimmung gegen ihn und im Vorstand wollte auch keiner mehr etwas von Berthold wissen. Die Fortuna fristet in der Regionalliga Nord nur ein Schattendasein und muss sich mächtig strecken, wenn man den Klassenerhalt schaffen will. Das passt nicht zu den hohen Ambitionen, die in der Modestadt gehegt werden. Erst im Januar hatte Oberbürgermeister Joachim Erwin mit der LTU-Arena ein 218 Millionen Euro teures Stadion eröffnet, in dem sich der Mann am liebsten selbst feiern lässt. Erwin, auch mächtiger Aufsichtsrats-Vorsitzender der Fortuna, engagierte im Juni 2003 deswegen Berthold. „Der Mann kann Türen öffnen und ist das Beste, was uns passieren kann“, glaubte er. Berthold fühlte sich wohl. „Die Kompetenz bin ich“, ließ er wissen und erzählte, dass er durch ein Netzwerk mit der ganzen Welt verbunden sei, um die richtigen Spieler zu beschaffen. Heute gibt er zu, dass er sich in manchen Dingen geirrt hat. Kritik ließ Berthold, dem vielfach ein arrogantes Auftreten vorgeworfen wurde, nicht gelten. Stattdessen schickte er Leistungsträger und Publikumslieblinge weg und holte Argentinier, die enttäuschten.“

SZ: Steigt Reiner Calmund bei Fortuna Düsseldorf ein?

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