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Interview

Ich habe gelernt, dass man jedes Problem sofort energisch ansprechen und entscheiden muss

Oliver Fritsch | Dienstag, 22. März 2005 Kommentare deaktiviert für Ich habe gelernt, dass man jedes Problem sofort energisch ansprechen und entscheiden muss

Joachim Löw mit Jan Christian Müller (FR 22.3.)
FR: Das Führungsteam der Nationalmannschaft besteht aus alten Kumpeln. Jürgen Klinsmann hat mit Köpke und Oliver Bierhoff in der Europameistermannschaft 1996 gestanden, wie auch Dieter Eilts. Fehlt es da unter Freunden nicht auch mal am Reizklima?
JL: Wir sind weit entfernt von Kumpanei. Wir verstehen uns als Team. Unser Ziel ist es immer: Wie können wir die Mannschaft oder einzelne Spieler weiter entwickeln? Wie schaffen wir es, erfolgreich zu sein? Dass wir uns auch menschlich gut verstehen, ist sicher ein Vorteil. Deshalb können wir viel leichter kontrovers diskutieren. Es spricht für einen Chef wie Klinsmann, der andere Meinungen zulässt und teamfähig ist. Das ist seine große Stärke.
FR: Sie selbst galten einst als der „nette Herr Löw“. Jetzt hat man eher den Eindruck, der Löw arbeitet sehr zielorientiert, strategisch und formuliert glasklar seine Ziele. Haben Sie sich verändert?
JL: Ich bin schon, ehe ich mein erstes Training geleitet habe, in eine Schublade hineingesteckt worden. Aber ich muss auch einräumen, dass ich im Lauf der Jahre dazugelernt habe. (…) Es spricht nichts dagegen, wenn du im Umgang nett und höflich bist. Nett und konsequent, ja, das bin ich. Das habe ich auch früher immer versucht zu sein. Natürlich habe ich am Anfang, als ich in Stuttgart als Trainer ins kalte Wasser geworfen wurde, gewisse Tendenzen zu spät erkannt und auch nicht immer konsequent gehandelt. Ich habe gelernt, dass man jedes Problem, etwa Konflikte zwischen zwei Spielern, sofort energisch ansprechen und entscheiden muss. Aber ich habe deshalb meine Persönlichkeit nicht verändert.
FR: Sie planen derzeit eine Film-Dokumentation über die Vorbereitung der Nationalmannschaft auf die WM. Sogar in den intimsten Bereich, die Kabine, wollen Sie das Film-Team hineinlassen. Fürchten Sie nicht, dass Fußballprofis, die doch in diesen Dingen eher konservativ sind, damit nicht umgehen können?
JL: Wir haben den Film des französischen Nationalteams zur Vorbereitung auf die WM in Frankreich gesehen, auch die eindrucksvolle Dokumentation über die Tour de France. Dabei sind wir zu der Erkenntnis gekommen: Es wäre für uns eine tolle Geschichte, unseren Weg ähnlich zu dokumentieren. Es war aber von Anfang an klar: Wir müssen die Mannschaft mit einbeziehen. Wir müssen sie fragen: Fühlt ihr euch wohl, wenn ein Kamerateam auch mal in der Kabine oder bei einer Mannschaftsbesprechung dabei ist? Wir werden darüber jetzt sprechen und dann eine Entscheidung treffen.

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