Internationaler Fußball
Verfilzter Hierarchieapparat
Kommentare deaktiviert für Verfilzter Hierarchieapparat
| Samstag, 2. April 2005Zum Fußball in China gibt Michael Ashelm (FAZ 2.4.) zu bedenken: „Chinas Fußballindustrie zeigt zwei Gesichter. Einerseits lockt der riesige Markt mit angeblich mehr als einer halben Milliarde Fans, auf der anderen Seite fehlen einfachste Strukturen, um das große Geschäft in die richtigen Bahnen zu lenken. Das eigene Feld ist schlecht bestellt und schreckt Investoren eher ab. In der vergangenen Skandalsaison fiel der Zuschauerschnitt in der Liga um fast vierzig Prozent auf 11000 Fans pro Spiel. Um mehr als vierzig Prozent brach die TV-Quote ein. Das trostlose Bild komplettiert die klägliche Leistung der Nationalmannschaft, die an der Qualifikation für die Weltmeisterschaft scheiterte. Viele geben dem verfilzten Hierarchieapparat des Verbandes die Hauptschuld an der gesamten Misere. Die aus den kommunistischen Führungszirkeln entsandten Funktionäre sind kaum in der Lage, den vielschichtigen Anforderungen des modernen Fußballgeschäfts gerecht zu werden. Und es sieht für viele Beobachter so aus, als würde die Partei mit der von ihr betriebenen Gigantomanie um die Olympischen Spiele von Peking 2008 den professionellen Sport noch mehr für politische Zwecke in Beschlag nehmen und damit die freie marktwirtschaftliche Entwicklung lähmen. Solange der Fußball in China nicht wie in den beiden anderen asiatischen Kernmärkten Japan und Südkorea auf soliden Beinen steht, über eine funktionierende Liga und zuverlässige Managementstrukturen verfügt, werden viele Strategien ins Leere laufen.“
Unerlaubte Hexerei
Ballzauber in Tansania – Thilo Thielke (Spiegel 26.3.) berichtet: „Merkwürdige Dinge taten sich auf dem Fußballplatz in Daressalam. Lange vor dem Anpfiff begaben sich die Spieler des Sportclubs Simba auf den Platz und verstreuten ein geheimnisvolles Pulver im leeren Strafraum. Der Tormann zerschlug außerdem zwei Eier und verteilte sorgsam Eiweiß samt Dotter zwischen den Pfosten – Zauber nach Art der „Löwen“, wie die Simba-Elf genannt wird. Wenig später kamen Yanga-Spieler zum Gegenzauber auf den Rasen. Sie machten es sich einfach und urinierten auf das Spielfeld. Als dann das Spiel endlich losgehen sollte, liefen sie rückwärts in das vollbesetzte Stadion ein, und Spielführer Paul John Masanja verweigerte dem Simba-Kapitän Seleman Matola den obligatorischen Handschlag. Er wollte nicht Gefahr laufen, von der Hexenkraft des Gegners überwältigt zu werden. Nun konnte das Spitzenspiel zwischen den Konkurrenten um die Meisterschaft beginnen. Nicht Schiedsrichter, sondern seltsame Hexenmeister sorgen in Ostafrika für Skandale auf dem Fußballplatz. Die Mächte sind jedoch so finster, dass sich der Tansanische Fußballverband genötigt sah, sich des Problems anzunehmen, um die Dämonen endlich zu bändigen, auszutreiben und wieder einen ordnungsgemäßen Spielbetrieb zu ermöglichen. (…) Als 2002 in Mali der Afrika-Cup ausgetragen wurde, musste Kameruns Nationaltrainer Winfried Schäfer zuletzt auf seinen Torwarttrainer Thomas Nkono verzichten. Der hatte vor dem Halbfinale Zitronenschalen auf das Spielfeld gestreut und wurde wegen unerlaubter Hexerei für zwei Monate gesperrt.“