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Champions League

Münchner Effektivität contra Londoner Glamour-Effekt

Oliver Fritsch | Mittwoch, 6. April 2005 Kommentare deaktiviert für Münchner Effektivität contra Londoner Glamour-Effekt

Mit Krachmacher Mourinho können die Krachmacher aus München nicht mithalten – Thomas Becker (FR 6.4.): „Ein anderer Fußballtrainer, der in kurzer Zeit den Quantensprung vom gefeierten Taktik-Superman zum meist gehassten Übungsleiter des Kontinents geschafft hat, ist nicht erinnerlich. (…) Angesichts eines solchen Skandal-Outputs kann man den Chelsea-Gegner Bayern München wirklich nicht mehr als FC Hollywood bezeichnen. So ruhig und schlagzeilenfrei war es schon lange nicht mehr beim FC Ruhmreich – auch ein beliebtes Synonym. Eins, das zur Zeit die Lage recht gut beschreibt. Der praktisch qua Vereinsname verpflichtende Gewinn aller drei Titel ist nicht nur möglich, sondern zumindest in Pokal und Meisterschaft eher wahrscheinlich. Das Führungstrio Beckenbauer/Hoeneß/Rummenigge zieht seit Monaten relativ geräuscharm am gleichen Strang, meist ist man sich sogar über die Richtung einig. Trainer Magath findet allmählich die Balance beim Nationalspieler-Rotieren, und selbst Oliver Kahn fällt nur durch Paraden auf. Münchner Effektivität contra Londoner Glamour-Effekt. So klingen auch die letzten Magath-Interviews vor dem Spitzenspiel der Klubs mit dem meisten Neidern im Land in etwa so spannungsgeladen wie die Analyse eines Schach-Remis nach dem 157. Zug.“

Felix Magath kontert im kicker Fabian Ernst, der letzte Woche den Bayern vorgeworfen hat, gegen sie sei wegen ihrer defensiven Spielweise kein attraktives Spiel möglich: „Vielleicht sollten sie in Bremen den Antrag stellen, öfter gegen Lyon antreten zu dürfen. Das waren doch rassige Spiele.“

SZ-Interview mit Bixente Lizarazu

taz: Frank Lampard, Chelseas Star

NZZ-Bericht: FC Liverpool-Juventus (2:1)

Weihevoll

Dirk Schümer (FAZ 6.4.) blickt auf das Mailänder Derby: „Weil sich keine anderen zwei Mannschaften derart gut kennen wie die beiden Mailänder, sind die Duelle der beiden Spitzenkader meist von unattraktiver Defensivtaktik dominiert und gehen knapp aus. Die gebeutelten Inter-Fans hoffen, daß diesmal endlich der jugendliche Elan von Trainer Roberto Mancini den Ausschlag zu ihren Gunsten geben wird. Der Alt-Nationalspieler Mancini, der vor drei Spielzeiten mit erst 37 Jahren die Fußballschuhe auszog und sogleich auf die Trainerbank wechselte, gilt nach zwei überraschend erfolgreichen Stationen bei den Pleiteklubs Florenz und Lazio Rom als kommender Mann in Italiens feiner, aber kleiner Trainer-Elite. Während sich sein Gegenüber Carlo Ancelotti, ein unauffälliger Veteran der großen Jahre des AC Mailand, als maulfauler, dafür aber schlauer Nebenerwerbsbauer gibt, liebt es der drahtige Mancini, sich zu inszenieren. Selbst im modeverrückten Italien trägt niemand seine Anzüge, Seidenschals und Maßschuhe im Scheinwerferlicht der Stadien derart weihevoll zur Schau, niemand erscheint ähnlich gut frisiert wie der kleine Mann mit der semmelblonden Mähne, der auch auf dem Platz ein fußballerischer Ästhet war.“

Dopingwolke

Heinz Peter Kreuzer (BLZ 6.4.) lenkt die Aufmerksamkeit auf Doping: „Im Fußball habe Doping keinen Sinn, erklärte Urs Linsi kürzlich wieder einmal. Ob der Generalsekretär der Fifa unverschämt die Realität leugnet oder unvorstellbar naiv ist, bliebt sein Geheimnis. In jedem Fall steht Linsi mit seiner Verlautbarung in guter alter Tradition der Fifa, die das Dopingthema stets verharmloste und verschleppte. Ein Blick auf das Viertelfinale der Champions League genügt, um Linsis Worte ad absurdum zu führen. Über drei der acht Viertelfinalisten schwebt eine Dopingwolke: Juventus Turin wurde systematisches Doping nachgewiesen, der AC Mailand steht im Verdacht des Epo-Dopings und der FC Chelsea mixt das Blut seiner Kicker.“

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