Internationaler Fußball
Eine Erfolgsmannschaft ist in der Provinz nicht zusammenzuhalten
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| Mittwoch, 13. April 2005Tilo Wagner (FR 13.4.) beklagt die Last des Erfolgs beim FC Porto: „Wenn ein Verein aus dem europäischen Fußballhinterland unerwartet den ganz großen Erfolg feiert, läuft er zwangsläufig Gefahr, die besten Spieler an finanzstärkere Clubs abgeben zu müssen. Nach Ajax Amsterdam, das in den neunziger Jahren von italienischen und spanischen Managern kurzfristig zum Fußballer-Supermarkt umfunktioniert worden war, muss auch der FC Porto die bittere Erfahrung machen, dass eine Erfolgsmannschaft in der Provinz nicht zusammenzuhalten ist. (…) Die Kritik der Fans, die seit drei Monaten auf einen Heimsieg warten, richtet sich sogar gegen die bisher unantastbare Vaterfigur Pinto da Costa. Der Präsident, der seit über 20 Jahren den Verein führt, hatte fast nach jedem Spielerverkauf versprochen, es würde keiner mehr den Club verlassen. Die Habgier der Vereinsführung ist jedoch insbesondere beim letzten Transfer zu Tage getreten, als auf dem Höhepunkt der sportlichen Krise der Publikumsliebling Derlei an den von einem russischen Milliardär geführten Club Dynamo Moskau verkauft wurde. Wie viel Geld der Präsident von den knapp 100 Millionen Euro, die aus den Transfers von Deco und Co. in die Vereinskasse flossen, in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, ist nicht bekannt.“
Der einzig warme Ort ist die Herrentoilette
Mannhaft – Klaus Ungerer (FAS/Reise 10.4.) stellt uns, teilnehmendend beobachtend, die Royal League vor: „Die Royal League ist der geistige Urknall im skandinavischen Vereinsfußball. Über viele Jahre hat man vom Europapokal nur die Hacken der georgischen, aserbaidschanischen und österreichischen Kicker gesehen, gegen die man in der zweiten Runde oder in der ersten Runde oder in den Qualifikationsrunden zur ersten Runde ausgeschieden ist. Also haben sie hier jetzt die Royal League gegründet: Die Besten der Besten spielen gegeneinander, genau gesagt: die Besten der besten Norweger, Schweden, Dänen. Brachliegende Fußballmonate werden so für den Norden erschlossen, November etwa, oder Februar. (…) Viertausend enthusiastische Zuschauer haben sich unter die Dächer von Tribüne und Gegentribüne gedrückt, als die Mannschaften von Malmö FF und Brann Bergen auf die Schneefläche rutschen; wer hier nicht hemmungslos singt und grölt und klatscht und wer seine lange Unterhose ganz woanders liegen hat, spürt die Kälte von den Sitzschalen her in die Oberschenkel kriechen, ziemlich schnell sogar. Bemerkt den Beginn eines unkontrollierbaren Zitterns. Hört die schwedische Glubschwurst im Magen rumoren, umspült von kaltem Wasserbier; wer hier nicht hupft und szenenapplaudiert, wenn der weiße Ball unten im Schneetreiben gegen einen orangenen ausgetauscht wird, dem bleibt nur der Weg auf die Herrentoilette, wo sie zu Dutzenden stehen und rauchen und schnacken, einer Pinguinkolonie gleich. Es ist der einzig warme Ort.“
NZZ-Bericht Bayern-Chelsea (3:2) SZ
NZZ-Bericht Inter-Milan (0:1 Abbr.)