Interview
Peinliche Initiative
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| Freitag, 15. April 2005Otto Schily mit Jörg Hahn & Michael Reinsch (FAZ 15.4.)
FAZ: Was sagen Sie zur Initiative des grünen Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit, Michel Platini zu unterstützen und sich explizit gegen Franz Beckenbauer zu wenden?
OS: Diese peinliche Initiative findet nicht einmal den Beifall der Grünen. Platini ist sicherlich auch eine interessante Fußballerpersönlichkeit. Es geht nicht darum, Gegenkandidaten negativ zu beurteilen. Aber wir unterstützen Franz Beckenbauer, der die besten Qualifikationen für das Amt des Uefa-Präsidenten mit sich bringt.
FAZ: Häufig wird beklagt, der deutsche Sport sei in internationalen Gremien nicht ausreichend vertreten.
OS: Wenn wir uns auf der internationalen Bühne des Sports umschauen, sind wir dort nicht allzugut vertreten. Thomas Bach ist als Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees turnusgemäß ausgeschieden; da könnte es für uns auch ein bißchen besser bestellt sein. Wenn ein Mann wie Franz Beckenbauer, der auch mit der Öffentlichkeit umzugehen weiß, an der Spitze einer so bedeutenden internationalen Organisation wie der Uefa stünde, wäre das für den deutschen Sport insgesamt ein großer Gewinn.
FAZ: Was spricht für Beckenbauer?
OS: Er ist so offenkundig für diese Position geeignet, daß man nicht nach Argumenten für ihn suchen muß. Ich würde mich wiederholen, wenn ich von seinem phänomenalen nationalen und internationalen Renommee und den Sympathien, die ihm überall entgegengebracht werden, sprechen wollte. Daß er Präsident des Organisationskomitees für die WM 2006 ist, wird Beckenbauers Ruf sicher nicht schwächen, sondern mehren. Die WM wird nach meiner Überzeugung ein großartiger Erfolg werden.