Interview
Ich habe Ehefrauen Anweisung gegeben, bei der Liebe oben zu liegen
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| Montag, 18. April 2005Irre! Carlos Bilardo mit Ulrike Putz (11 Freunde in Spiegel Online)
11 Freunde: Dass Sie, als Sie noch Trainer waren, wenig über Ihre Methoden verraten haben, hat zu den wildesten Spekulationen geführt und Ihnen besagte Feinde gemacht. Wäre etwas mehr Transparenz nicht sinnvoll gewesen?
CB: Meine Methoden waren schon immer, nun ja, außergewöhnlich. Ich habe Spieler aus dem Tiefschlaf gerissen um zu fragen, wen sie im nächsten Spiel decken sollen. Andere habe ich noch im Flugzeug auf dem Gang dribbeln lassen. Und ich habe den Jungs eingebläut, dass sie gewinnen müssen. Fast egal wie. Leute mit Quadratschädeln haben da halt Probleme mit. Am Tag, an dem wir 1986 nach Mexiko zur WM fuhren, hat die größte argentinische Tageszeitung eine Art Hinrichtung meiner Person veröffentlicht. Ich sei am Ende, hätte den argentinischen Fußball ruiniert, sei eine Schande für unser Land. Es wurde prophezeit, dass wir versagen würden – aber hey, wir haben gewonnen. Und ich hatte wieder ein paar Feinde mehr, nämlich all die, die sich geirrt haben.
11 Freunde: Einige Ihrer Methoden waren doch aber durchaus fragwürdig. Als Spieler waren Sie als Treter gefürchtet, sollen Gegner mit Nadeln traktiert und Torwarten Sand in die Augen geworfen haben. In Ihrer Zeit als Trainer kam es immer wieder vor, dass auf Spielfeldern urplötzlich dort Pfützen auftauchten, wo es den Gegner am meisten stören würde – obwohl es nicht geregnet hatte. Ist das nicht unsportlich?
CB: Im Fußball ist es wie in der Politik. Man muss gerissen sein und darf niemandem vertrauen. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mich in alles einmische, auch in das Privatleben der Spieler. Ich habe ihren Ehefrauen Anweisung gegeben, bei der Liebe oben zu liegen, damit sich die Jungs schonen, da hat noch kein europäischer Trainer das Wort Sex je in den Mund genommen. Und zu den Lügen, ich hätte gespuckt, getreten, gekniffen: Dass wir mit Estudiantes de La Plata als kleiner Club von 1967 an so ziemlich alles gewannen – die Meisterschaft, die Copa Libertadores, den Weltpokal – hat den alteingesessenen Clubs nicht gepasst. Da wurde eine Kampagne gegen mich gestartet. Und seitdem ist es immer die gleiche Leier: Bilardo, el Lóco, der Verrückte. (…)
11 Freunde: Sie arbeiten heute nicht mehr als Trainer. Stattdessen haben Sie bei La Red, dem wichtigsten argentinischen Sportsender, eine tägliche Radioshow. Sie haben sich vorhin als Macher definiert. Zieht es Sie nicht wieder auf die Trainerbank?
CB: Nein, man muss auch aufhören können. Ich habe in der ganzen Welt Fußballschulen gegründet, arbeite für die Fifa, schreibe, bin Journalist. Das muss reichen. Außerdem verbringe ich wieder mehr Zeit im Krankenhaus. Ich bin ja von Haus aus Gynäkologe. Und weil mich das Fach immer noch interessiert, gehe ich bei alten Kollegen vorbei und begleite sie auf Visite, vor allem nachts.
11 Freunde: Aber nachts müssen Sie doch Ihre Sendung moderieren?
CB: Ja, das macht nichts. Ich schalte mich dann per Handy dazu. Letztens sogar aus dem Kreißsaal.