Bundesliga
Selten hat sich ein Verein einem Trainer derart ausgeliefert
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| Dienstag, 19. April 2005Klaus Hoeltzenbein (SZ 19.4.) hält die Trennung von Advocaat und Borussia Mönchengladbach für überfällig: „Dick Advocaat geht, aber es wird für immer etwas von ihm bleiben: den deutschen Rekord in Personal-Entscheidungen, den hat der Niederländer sicher. Da kommt kein Konzernvorstand und kein Mittelständler mehr hinterher, in nur 167 Tagen hat nie zuvor ein Leitender Angestellter sein Personal derart durch den Hauptwaschgang gejagt. Rein in die Tonne, raus aus der Tonne, rauf auf die Tribüne, runter auf den Platz – Beobachter kamen nicht mehr mit, und diejenigen, die durch dieses pädagogisch-chemische Verfahren von ihrem Makel befreit werden sollten, erlitten eine Art Schleudertrauma. Selten wurde eine Elf beobachtet, die derart hilflos Orientierung suchte, selten hat sich ein Verein einem Trainer derart ausgeliefert.“
Auch eine Niederlage für die Vereinsführung
„Selbst beim Rücktritt scheitert Advocaat“, beschreibt Richard Leipold (FAZ 19.4.) die Kündigung im zweiten Anlauf: „Als früherer Trainer der niederländischen Nationalelf und einiger Spitzenmannschaften des europäischen Vereinsfußballs mag Advocaat einen großen Namen gehabt haben, als er nach Gladbach kam. Dennoch war sein Mißerfolg an diesem Hort des emotionalen Fußballs programmiert. Ein so distanzierter Trainer, den weder Medien noch Fans interessieren, paßte von Anfang an nicht zu diesem traditionsbeladenen, volksnahen Verein. In Mannschaftskreisen wurden Advocaat und sein Assistent zuletzt als „Dick und Doof“ verspottet. Sein Rücktritt ist auch eine Niederlage für die Vereinsführung, die den Klub nach erfolgreicher Sanierung mittelfristig zurück in die Spitzengruppe der Bundesliga führen will.“
Konzeptlosigkeit
Jörg Hanau (FR 19.4.) verweist auf die Verantwortung Christian Hochstätters: „Hochstätter ist der Strippenzieher im Borussen-Park – und der eigentliche Hauptschuldige am tiefen Fall. Advocaat ist nun schon der dritte Trainer, der unter seiner Verantwortung gescheitert ist. Zufall? Fällt mittlerweile schwer zu glauben. Zu offenkundig ist die Konzeptlosigkeit bei der Personalplanung des Managers. Die Fehleinkäufe des vergangenen Sommers hat Hochstätter ebenso zu verantworten wie die Kaufwut zwischen den Jahren. Advocaat hat resigniert und mit dem konsequenten Rückzug Größe bewiesen. Nun muss sich auch Hochstätter fragen lassen, ob er noch der richtige Mann am richtigen Ort ist.“
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