Bundesliga
Köppel übernimmt eine Mannschaft ohne Struktur
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| Mittwoch, 20. April 2005Richard Leipold (FAZ 20.4.) beleuchtet die Aufgabe Horst Köppels: „Köppel scheint vor allem als Therapeut gefordert. Auf ihm ruht nicht nur die Hoffnung irgendwelcher Profis, die das Wirken Advocaats als sportliche Leidenszeit aufgefaßt haben. Köppel verkörpert in diesen Tagen die Sehnsucht eines ganzen Vereins. Er steht für die Befreiung von der Diktatur des „kleinen Generals“. In seiner bodenständigen Art symbolisiert er das Wir-Gefühl, das der Borussia abhanden gekommen ist. Menschlich wirkt Köppel wie ein Gegenentwurf zu seinem viel höher dekorierten Vorgänger, der vor lauter Sachverstand übersehen hat, daß selbst ein Profiklub ein soziales Gebilde ist. Der große Unterschied liegt darin, daß Köppel es überhaupt für nötig hält, am Arbeitsplatz über ein Minimum hinaus mit anderen zu sprechen, gerade über das Unangenehme. (…) Köppel übernimmt eine Mannschaft ohne Struktur.“
Wo früher jede Grätsche bejubelt wurde, ist plötzlich auch der Hackentrick en vogue
Im Licht, eine ungewohnte Position für Arminia Bielfeld – Peter Penders (FAZ 20.4.): „Es sind ungewohnte Schlagzeilen, mit denen sie in Bielefeld in den vergangenen Wochen umgehen müssen. Daß sich die halbe Branche plötzlich für die Spieler und für den Trainer der Ostwestfalen interessiert, spricht dafür, daß sich bei der Arminia was getan hat. Seit Uwe Rapolder die Bielefelder im Frühjahr vergangenen Jahres übernommen hat, reibt sich mancher Langzeitfan der Arminia die Augen. Wo früher jede Grätsche bejubelt wurde, ist plötzlich auch der Hackentrick en vogue (…) Der Trainer kann zwar nichts dafür, daß der plötzliche Erfolg außerhalb der Stadt fast ausschließlich mit ihm in Verbindung gebracht wird, aber es hat ihm nicht nur Freunde im Verein eingebracht. Das mag kleinkariert und typisch provinziell klingen, ist in diesem Fall aber verständlich und liegt in der Natur des Menschen. So ein wenig Sonnenschein wie derzeit ist gut fürs Gemüt nach all den Jahren des Schattendaseins.“
Ulrich Hartmann (SZ 20.4.) blickt in Uwe Rapolders Gesicht: „Er hat aus dem tristen Fußballstandort Bielefeld eine blühende Oase gemacht, aber sein einstiges Frohlocken ist zuletzt dramatisch umgeschlagen in ein heftiges Nörgeln, denn Rapolder fürchtet die drohende Rückkehr in die frühere Vereinsbestimmung.“
Allein gelassen
Thomas Kilchenstein (FR 20.4.) misst die Resonanz seines Interviews: „Das FR-Interview. Es hat für einigen Wirbel in Ostwestfalen gesorgt, weil Rapolder darin auch von seinen Träumen gesprochen hat: einmal Trainer zu sein in einem Stadion mit 50 000 Zuschauern, einmal Trainer sein bei einem Klub, bei dem wirklich etwas zu bewegen sei. In Bielefeld ist man darob aufgeschreckt, ohnehin kursieren seit langem Gerüchte, der ehrgeizige Trainer plane seinen Abflug zum 1. FC Köln. (…) Es ist ein offenes Geheimnis, dass Rapolder mit Roland Kentsch nicht so gut kann. Bisweilen fühlt sich der Hobby-Philosoph vom Geschäftsführer ausgebremst. Unlängst wollte Rapolder einen weiteren Co-Trainer engagieren, das Gehalt hätte er aus eigener Tasche gezahlt – es wurde ihm nicht gestattet. In der Winterpause wollte Rapolder Uli Stein, den Ur-Bielefelder, in seinen Trainerstab holen – auch das wurde ihm untersagt. Bisweilen fühlen er und Manager Thomas von Hessen sich allein gelassen.“