Interview
Die Bundesliga ist eine sehr starke Marke
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| Samstag, 23. April 2005Christian Seifert, ab 1. Juli neuer Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, mit Roland Zorn (FAZ 23.4.)
FAZ: Was sind dann Ihre Hauptaufgaben?
CS: Die Themen, um die es für meine Kollegen und mich vom Sommer an gehen wird, ergeben sich schon aus der Aufgabenstellung, die sich der Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedern im Rahmen seiner Selbstverwaltung gegeben hat: Die DFL ist das Kompetenzzentrum der Liga für Organisation und Vermarktung. In der Organisation geht es um die weitere Gewährleistung eines reibungslosen und spannenden Wettbewerbs. In Sachen Vermarktung sollen die Marke Bundesliga, aber auch die von ihr generierten Erlöse permanent optimiert werden. Eine der wesentlichen Herausforderungen wird die Entwicklung einer mittelfristig tragfähigen Strategie rund um das Thema Medien sein. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß sich die Rahmenbedingungen rund um das Thema TV-Rechte verändert haben. Viele unserer potentiellen Gesprächspartner mit Ausnahme der öffentlich-rechtlichen Sender sind entweder börsennotiert oder zumindest kapitalmarktorientiert. Das heißt, dort hat ein Umdenken eingesetzt. Gleichzeitig hat sich durch die Entwicklung im technischen Bereich etwa die Kabelsituation in Deutschland so verändert, daß man erstmals über echte Optionen im Pay-TV-Bereich nachdenken kann. Zu guter Letzt sind auch die Entwicklungen im Internet spektakulär. (…) Mit Fortschreiten der technischen Entwicklung verändern sich auch die Rahmenbedingungen für die Vermarktung von Profifußball.
FAZ: Wie steht die Liga kurz vor dem Beginn der neuen Verhandlungen über die Fernsehrechte 2006 da?
CS: Wir gehen auf jeden Fall gestärkt in die Verhandlungen, denn im Gegensatz zur Vergangenheit, wo der eine oder andere Marktteilnehmer das Produkt Bundesliga gern schlechter geredet hat, um am Ende zu einem günstigeren Preis abzuschließen, sind die jetzigen TV-Partner mit der Ware Bundesliga alle nicht schlecht gefahren: Die ARD macht mit der Bundesliga ein gutes Geschäft, das DSF erreicht erstmals in seiner Geschichte ein positives Betriebsergebnis, Premiere hat einen erfolgreichen Börsengang – mit einem Börsenwert von knapp 2,3 Milliarden Euro – hingelegt. Die Bundesliga ist also ein gutes und vor allem auch wirtschaftlich verwertbares Produkt. (…)
FAZ: Sehen Sie die Möglichkeit, daß demnächst ein Unternehmen als Generalsponsor gewonnen wird?
CS: Auch das ist ein interessantes Thema auf der Vermarktungsseite, ist aber nicht so leicht zu bewerkstelligen. Die Bundesliga ist europaweit führend in puncto Marketing- und Sponsoringerlöse – deshalb sind in dieser Frage die Spielräume begrenzt. Die Bundesliga ist eine sehr starke Marke, so daß man sich sehr genau überlegen müßte, mit wem man einen gemeinsamen Weg für mindestens drei bis fünf Jahre gehen wollte. Einen Sponsor um jeden Preis sehe ich nicht. Das könnte auch mehr schaden als nützen. Es gibt nur eine beschränkte Anzahl von Marken, die für ein wertvolles Liga-Sponsoring überhaupt in Frage kommen.
FAZ: Wie wird der Führungsstil des künftigen DFL-Vorsitzenden Seifert sein?
CS: Das müssen letztlich die Mitarbeiter beurteilen, in der Tendenz würde ich sagen teamorientiert, aber richtungsbewußt.