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Vom Eigenbrötler zum Teamplayer
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| Montag, 25. April 2005Thomas Becker (SZ 25.4.) befasst sich mit der Wandlung Horst Ehrmantrauts in Saarbrücken: „Die Sehnsucht nach starken Männern ist groß im von Arbeitslosigkeit und Strukturschwäche chronisch gebeutelten Saarland. „De Oskar“ hat nichts mehr zu sagen, Tatort-Kommissar Palü wurde abgesetzt, und die letzte Bundesliga-Saison des FCS ist auch schon wieder zwölf Jahre her. Doch in dem schmächtigen Ehrmantraut haben die Fans nun eine Figur gefunden, dem sie die Renaissance ihres gehassliebten Klubs gerne in die Hände legen. Dabei stammt der Coach, der samt dreistelliger Telefonnummer auf einem Bauernhof in Einöd lebt, auch noch aus dem benachbarten Homburg, was für Saarbrücker Fans in etwa so akzeptabel ist wie für Münchner ein Uli Hoeneß im Löwen-Dress. Den schönen Spitznamen „Ehre“ haben sie ihm gegeben. Vorbei die Zeiten des „Voodoo-Horst“ und „Strahlen-Horst“, als man ihn in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt damit verhöhnte, er würde die Mannschaftsaufstellung mit der Wünschelrute auspendeln. „Gandhi“ nennen sie ihn auch, Kapitän El Idrissi will ihn dagegen in einem Louis de Funes-Film entdeckt haben: „It’s the coach!“ Dem als eigenwillig geltenden Ehrmantraut wird zugute gehalten, in Saarbrücken eine erstaunliche Entwicklung vollzogen zu haben: vom Eigenbrötler zum Teamplayer.“