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Wandlung
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| Montag, 2. Mai 2005Elisabeth Schlammerl (FAZ 2.5.) schildert die weißbiergestärkte Beziehung zwischen Felix Magath und seiner Mannschaft: „Vermutlich hätten es die Spieler seiner früheren Klubs nicht gewagt, sich dem Trainer derart respektlos mit dem großen Weißbierglas zu nähern. Aber Magath hat auch eine Wandlung vollzogen: Er ist nicht mehr so zum Fürchten. Beim VfB Stuttgart hat er es erstmals geschafft, eine Mannschaft nicht nur nach oben zu führen, sondern sie auch langfristig in der Spitze zu etablieren. Er gab sich gegenüber Spielern und Verantwortlichen weniger schroff als früher. Beim Starensemble des FC Bayern hat er nach größeren Startschwierigkeiten gleich in seiner ersten Saison gelernt, sich noch mehr zurückzunehmen, Kompromisse mit den Spielern zu finden. Die haben ihn mittlerweile schätzengelernt, obwohl sie ihn vielleicht nie so lieben werden wie seinen Vorgänger Ottmar Hitzfeld.“
Wenn ihr nicht rennt, holen wir den Magath
Auch Christof Kneer (SZ 2.5.) befasst sich mit Magaths Reifung: „Felix Magath ist Deutscher Meister geworden, er ist jetzt „angekommen“, wie er selbst sagt – aber um das zu begreifen, muss man wissen, wo dieser Magath hergekommen ist. Er kommt aus einer Zeit, in der er kein Trainer war, sondern eine Drohung. Wenn ihr nicht rennt, holen wir den Magath, riefen die Vorstände abstiegsbedrohter Klubs, und manchmal machten sie die Drohung wahr. Das hätten die Spieler jetzt davon, sagte Willi Lemke, damals Manager in Bremen, als er Magath in die Stadt holte. Magath ließ morgens früher antreten, schleppte Medizinbälle zum Training, befahl Frühsport nach der 100-Jahr-Feier – bis die Spieler eine Sammelklage beim Manager einreichten. Magath wurde entlassen. Man hätte viel Geld verdienen können, hätte man damals auf Magath als Meister gesetzt. (…) Ob er sich verändert hat? Als Bayern Meister wurde, hat Magath wieder ein Training angesetzt. Für nächsten Mittwoch, 16 Uhr.“
Menschlich war da gar nichts
Oral History – Frank Hellmann & Thomas Kilchenstein (FR 2.5.) sprechen mit einem Zeitzeugen über Magaths Vergangenheit: „„Ich hätte niemals gedacht“, erklärt Sven Budelmann, dass dieser Trainer einmal Deutscher Meister werden kann.“ Budelmann zählt zu den Ersten, die Bekanntschaft mit dem lizensierten Fußball-Lehrer machten. Saison 1992/93, FC Bremerhaven 93, Verbandsliga Bremen. Hier gibt es zwar schon fürs Kicken ein paar Euro nebenbei, aber die Verhältnisse sind im Grunde bescheiden. Trainiert wird beispielsweise fast allerorten auf schlecht beleuchteten Ascheplätzen. Hier hat sich Magath seine ersten Sporen verdient; bewusst wie er heute sagt, „ich wollte den Job ja von der Pike auf kennenlernen. Und ich wollte Erfahrungen sammeln.“ Für Balltreter wie Budelmann sind es unvergesslich anstrengende Erfahrungen gewesen. Training auf dem Grantplatz in Bremerhavens Stadtmitte, viermal wöchentlich bis zur Schmerzgrenze. „50 Runden im Powertempo, Diagonalläufe Eckfahne-Eckfahne oder Pfosten-Pfosten – das ging bis zum Erbrechen.“ Manchmal, so versichert der heute 34-Jährige, „ist ein Krankenwagen vorgefahren.“ Alle, die nicht mitziehen konnten oder wollten, hat Magath aussortiert. Unnachgiebig. Privat beredet worden sei kaum etwas, „und wenn eine Kiste Bier in der Kabine stand, hat er uns streng angeschaut. Menschlich war da gar nichts.“ Aber am Ende, sagt Budelmann, habe Magath das Ziel erreicht: „Wir sind aufgestiegen.““
Souverän des Spiels
Hartmut Scherzer (FAZ 2.5.) bestaunt Michael Ballack: „Bei so viel Power und Potenz, Esprit und Eleganz in einer Person kann man sich gar nicht vorstellen, daß zu Beginn der Rückrunde Michael Ballack zum allgemeinen Erstaunen nicht sonderlich vermißt worden war, als er wegen muskulärer Probleme wochenlang fehlte. Doch er kehrte als Souverän des Spiels zurück; als einsatzfreudiger Profi, für den inzwischen die Grätsche ebenso ein Stilmittel ist wie der elegante Paß.“
Das Gesicht des neuen HSV
Frank Heike (FAS 1.5.) über Daniel van Buyten: „Nach einem dreiviertel Jahr in Hamburg ist der 27 Jahre alte Modellathlet und Vorzeigeprofi schlichtweg das Gesicht des neuen HSV: intelligent, polyglott, charmant. Und auf dem Feld: fair, kopfballstark, torgefährlich, stark im Spiel nach vorn (mit manchem Fehler) (…) Beim HSV gibt es keine Garantie für den internationalen Wettbewerb, so schön es hier auch sein mag. Zwei neue, starke Spieler hat van Buyten jüngst gefordert, die Ersatzbank sei zu schwach. Nichts illustriert besser den Wert dieses Profis für den HSV. In neun Monaten ist er zur öffentlichen Figur geworden: Er darf Verstärkungen fordern.“