Ball und Buchstabe
Lange Zeit verharmlost
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| Dienstag, 3. Mai 2005Über die Gewalt im Fußball-Osten schreibt Steffen Winter (Spiegel 2.5.): „Der Amoklauf ostdeutscher Fußballanhänger gut ein Jahr vor Beginn der WM erschreckt Politik und Sportfunktionäre und wirft ein Schlaglicht auf eine Subkultur, die lange Zeit verharmlost wurde und sich jetzt zu einem ernsten Problem auswächst. Seit Jahren ziehen marodierende Hooligans aus dem Osten durch die Republik und verbreiten Angst und Schrecken. Doch weil das Aushängeschild 1. Liga kaum betroffen war, ließ man den Dingen ihren Lauf. Erst jetzt, kurz vor der WM im eigenen Land, wird die allwöchentliche Randale zum Thema, zumal es in den Innenministerien der Länder erste Hinweise gibt, dass sich ausländische Hooligans mit Einheimischen verbünden könnten (…) Die Bombenstimmung in den ostdeutschen Stadien hatte schon in der DDR Tradition. (…) In allergrößter Not kann man vielleicht doch von der Stasi lernen. Bei Europacup-Spielen hatte die Mielke-Truppe die Zuschauer einfach durch hauptamtliche Stasi-Leute ersetzt.“
Am Ende entscheidet weniger das Talent als die Persönlichkeit
Immer öfter „handeln“ Europas Fußballvereine mit Kindern und Jugendlichen auf dem Transfermarkt; Markus Lotter & Jens Anker (WamS 1.5.) geben zu bedenken: „Den Grund für den Aktionismus unter den europäischen Top-Clubs liefert die im vergangenen Jahr von der UEFA beschlossene Reform der Transferregeln. Spätestens 2008 müssen acht Spieler eines Profikaders mindestens drei Jahre lang im eigenen Verein ausgebildet worden sein. Die Clubs stürzen sich nun auf die jüngsten Talente, um die Vorgaben zu erfüllen. Was als Maßnahme zur Förderung der nationalen Jugendarbeit geplant war, entwickelt sich in das genaue Gegenteil. (…) Sportsoziologe Jürgen Buschmann von der Deutschen Sporthochschule in Köln ist skeptisch. „Das eigentliche Leistungstraining beginnt erst mit 15 Jahren.“ Die Entwicklung davor sei für die spätere Entwicklung weniger ausschlaggebend. „Am Ende entscheidet sogar weniger das Talent als die Persönlichkeit über den Erfolg eines Spielers“, so Buschmann.“