Unterhaus
WM-Effekt und Wirtschaftskraft
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| Mittwoch, 4. Mai 2005Köln, ein Aufsteiger mit Gewicht – Christoph Biermann (SZ 4.5.): „Mit drei Ab- und nun drei Aufstiegen in den letzten sieben Jahren ist der FC in jene Welt zwischen der ersten und zweiten Liga geraten, in der auch Freiburg, Bielefeld, Bochum, Frankfurt, Nürnberg oder Rostock zu Hause sind. Doch mehr als bei den genannten Klubs gibt es in Köln die Chance, wieder ein auf Dauer etabliertes Mitglied der höchsten Spielklasse zu werden – vor allem, weil bislang nirgendwo sonst der WM-Effekt so spürbar ist wie in Köln. Seit das neue Stadion fertig ist, steigen die Zuschauerzahlen beharrlich, was immer auch auf dem Rasen geboten wird. Da der 1. FC Köln außerdem von Sponsoren fast überrannt wird, kehrt nun ein Klub mit Wirtschaftskraft in die Bundesliga zurück.“
Übermut
Ende gut, alles gut – Richard Leipold (FAZ 4.5.): „Kurz bevor er geht, ist Huub Stevens doch noch beim 1. FC Köln angekommen. Drei Runden vor dem Saisonende hat Stevens seinen Auftrag erfüllt. Nach dem Schlußpfiff ließen die FC-Spieler ihren Lehrer auf dem Rasen hochleben. Auch die Fans überwanden ihre Distanz zum Trainer und feierten ihn mit Huub-Rufen. Stevens erlebte noch einmal, welche Freude, welchen Übermut so ein Erfolg freisetzen kann: Feuerwerk, Huub-Konzerte, Verkehrschaos.“
Der Unverstandene
Dagegen erlebt Mathias Liebing (taz 4.5.) ein gewohntes Gesicht und die übliche Laune: „Auf diesen Augenblick hatte Huub Stevens seit Anfang August gewartet. Frisch geduscht, die noch nassen Haare streng zurückgekämmt, so saß er im Presseraum des Auer Erzgebirgsstadions und holte zum lang ersehnten Schlag aus. „An die Kölner Journalisten“, formulierte Stevens in zwar zurechtgelegten, aber doch gewohnt unrunden Worten, „will ich erinnern, was nach den ersten beiden Spielen geschrieben worden ist.“ Darauf wurde es still im Presseraum. Zu still, weil die Kollegen, die sich seit Anfang der Saison eher kritisch mit der Person Stevens auseinander gesetzt haben, gar nicht kontern konnten. Sie waren der Konferenz, die wegen der Aufstiegsfeierlichkeiten erst eine Stunde nach Spielende stattfand, fern geblieben, um bezeichnenderweise in der Mehrzahl bei bierseligen Kölner Kickern O-Töne zu sammeln. Aus der großen Abrechnung, die sich Stevens für diesen Moment gewünscht hatte, wurde also nichts, und der Unverstandene blieb auch in den erfolgreichsten Minuten der Saison unverstanden. Und dabei seltsam außen vor.“