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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Erfolgsprogramm

Oliver Fritsch | Freitag, 13. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Erfolgsprogramm

ARD-Chef Thomas Gruber im Interview mit Hans-Jürgen Jakobs (SZ/Medien 12.5.) über die anstehende Verhandlung mit der Bundesliga
SZ: Kann die ARD dem Fußball im erwerbswirtschaftlichen Bestreben helfen? Die Klubs klagen, dass in anderen Ländern mehr Geld von TV-Unternehmen komme.
TG: Wir helfen ja dem deutschen Fußball. Es ist gerade zwei Jahre her, als es ganz schlecht um die Bundesliga aussah. Damals, nach dem Konkurs von Leo Kirch, haben die kommerziellen Anbieter die Klubs hängen lassen. Die ARD hat ihre Solidarität mit der Liga nicht nur bekundet, sondern bewiesen – indem wir aus dem Stand die Sportschau installiert haben. Daraus wurde ein Erfolgsprogramm – mit im Schnitt einer Million Zuschauern mehr als bei ran auf Sat 1. Davon profitiert finanziell nicht nur die Bundesliga als Ganzes, sondern auch die Vereine. Bei den Sponsoren-Einnahmen sind sie europäische Spitzenreiter. Auch die Besucherzahlen in den Stadien sind in unserer Zeit konstant gestiegen.
SZ: Sie hätten die Liga-Rechte für 60 Millionen Euro, also zum „Schnäppchenpreis“, bekommen, klagt Karl-Heinz Rummenigge.
TG: Natürlich ist die Bundesliga ein Markenartikel comme il faut, sonst würden wir unser Interesse nicht so deutlich bekunden. Und ich verstehe, dass die Klubs so viel TV-Geld wie möglich erlösen möchten. Aber wir tragen neben unseren TV-Geldern besonders durch unsere hohen Zuschauerzahlen und die große Akzeptanz viel zu den Gesamteinnahmen der Vereine bei. Mit mehr Exklusivität fürs Pay-TV – also einer Verlagerung der ersten Bundesligabilder ins Free-TV nach 22 Uhr – hat man in Deutschland schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Das Publikum hat ran um 20.15 Uhr regelrecht bestraft. Die Sportschau hat seit Herbst 2003 viele Frauen zum Fußball gelockt – die würden so spät am Samstagabend sicher nicht mehr schauen.

Gruppe von Untermenschen, die unser Brot stiehlt

Christoph Biermann (SZ 13.5.) berichtet den zunehmenden Rassismus in Rumänien: „Bei der FARE-Konferenz in Bratislava war einer der Schwerpunkte deren Situation in Mittel- und Osteuropa. Die Hetze gegen Roma ist eine dort weit verbreitete Spielart des Rassismus, die sich auch in den Fußballstadien massiv niederschlägt, wie sich zuletzt gezeigt hat. Vor allem beim designierten EU-Mitglied Rumänien wurde das vor knapp vier Wochen auf prominente Weise beim Hauptstadtderby zwischen Steaua und Rapid Bukarest noch einmal deutlich, wie FARE berichtet. (…) Nach Angaben des Europäischen Roma Informationsbüros hatte nicht zuletzt der Präsident von Steaua Bukarest, Gigi Becali, zur aufgeheizten Atmosphäre im Stadion beigetragen. Becali hatte einem ehemaligen Besitzer von Rapid, der heute Mitglied der rumänischen Regierung ist, damit gedroht, ihn zu schlagen, wenn er es wagen würde, zum Spiel zu kommen. Überdies würde Becali offen die rechtsradikale Organisation Noua Dreapta unterstützen, auf deren Webseite werden Roma als „eine Gruppe von Untermenschen, die unser Brot stiehlt, unsere Traditionen austauscht, unsere Brüder ermordet und unsere Eltern tötet“ bezeichnet.“

Trend zur intimen Haarlosigkeit

Christoph Schurian (taz NRW 13.5.) beobachtet den neuesten Trimm-Dich-Trend: „Hier die nackten Wahrheiten der Saison: Erstens, Kicker sind Kosmetikprofis. Wie sonst nur Fahrkartenkontrolleure klemmen sie sich ihre Herrenhandtaschen unter den Arm, gefüllt mit Shampoos, Cremes und Deodorant-Sprays. Zweimal Training am Tag heißt auch zweimal Duschen, mindestens. Ballkünstler mit Problemhäuten verzichten deshalb auf die übliche Morgenbrause. Zweitens: Fußballer mögen tätowierte schwarze Dreiecke auf den Schultern. Drittens: Fußballer rasieren sich zunehmend auch unten herum. (…) Der Trend zur intimen Haarlosigkeit ist unaufhaltbar. Neulich sah ich in der Dusche einer Bezirkssportanlage den ersten Unparteiischen ohne Schamhaare inmitten einiger polierter Mannschaftskameraden.“

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