Internationaler Fußball
Ode an die Eleganz
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| Dienstag, 17. Mai 2005Klein- und Offensivgeist – Ronald Reng (taz 17.5.) fasst die Saison und die Meisterfeier des FC Barcelona zusammen: „Barca, einer der fünf größten Fußballklubs der Welt, ist in seinem Selbstverständnis immer der schwer leidende Außenseiter geblieben, dem kein Missgeschick erspart bleibt, ehe er irgendwann doch für seine Aufopferung belohnt wird. „Barca-Fan zu sein, schweißt zusammen“, sagte ein glühender Fan in der Meisternacht, „denn wir müssen uns für unsere Triumphe so viel mehr anstrengen.“ Es war Regierungspräsident José Luis Zapatero. Er musste noch etwas loswerden: „Heute haben alle Madridistas ihre Mobiltelefone ausgeschaltet!“ Sie schaffen es in Barcelona nicht, ohne Schadenfreude zu feiern. Bei jedem Triumph geht es auch darum, dass der ewige Rivale Real Madrid nichts zu lachen hat. Es war nicht jedermanns Geschmack, als Samuel Eto‘o live im Fernsehen sang: „Madrid, du Hurensohn, huldige dem Meister!“ So sehr der Mythos vom Lohn nach langen Jahren des Leidens auch strapaziert wurde, so war diese Meisterschaft doch ein Triumph der Leichtigkeit. (…) Wer ihnen zusieht, kommt mit dem Atmen nicht mehr hinterher. So schnell rollt der Ball, so flink wechseln sie die Positionen. Eine Elf wie eine Ode an die Eleganz.“
Sympathiegewinn
Walter Haubrich (FAZ 17.5.) verweist auf den Verdienst der Vereinsführung: „Obwohl Real noch die Mannschaft mit den meisten Sympathisanten in Spanien ist, freuen sich in diesem Jahr doch sehr viele Spanier darüber, daß der FC Barcelona erstmals wieder seit 1999 spanischer Fußballmeister geworden ist. Zu diesem Sympathiegewinn haben sicher die guten Leistungen, vor allem das attraktive offensive Spiel der Mannschaft beigetragen, aber auch der neue Vorstand mit dem 42 Jahre alten Joan Laporta an der Spitze. Laporta und seine Mitarbeiter haben auf den schwer erträglichen, manchmal übertrieben selbstbewußten Ton des früheren Vorstandes unter dem Hotelbesitzer und konservativen Politiker Joan Gaspart verzichtet. Daß Barca mehr als ein Klub sei – nämlich die Essenz der autonomen Region Kataloniens –, solche Sätze hört man seit zwei Jahren von der Führung des FC Barcelona nicht mehr. Auch die früher ständigen Angriffe gegen Real Madrid sind inzwischen Vergangenheit.“
Generacio Powerpoint
Lucas Söchtig (FAS 15.5.) fügt hinzu: „Dabei ist es keine zweieinhalb Jahre her, daß der FCB vom Abstieg bedroht war. Die Altherren-Riege um Josep Lluís Nunez und Nachfolger Joan Gaspart hatte wahllos überteuerte Profis aus aller Herren Ländern zusammengekauft, Trainer wie Anzüge gewechselt und dabei einen Schuldenberg von rund 230 Millionen Euro angehäuft. „Der Verein ist eine Ruine: ohne Prestige, ohne Geld, ohne Punkte“, befand die Zeitung El Periodico de Catalunya. Dann reichte es auch den Mitgliedern: Im Frühjahr 2003 brachen sie radikal mit der Vergangenheit und kürten den damals erst 40 Jahre alten Außenseiter Laporta zum neuen Chef. Seither hat die „Generacio Powerpoint“ die Fäden in der Hand – eine Gruppe äußerst dynamischer Yuppies, deren Protagonisten Laporta, der frühere Nike-Manager Sandro Rosell, Ingla sowie der neue Finanzchef Ferran Soriano sind. 1,5 Millionen Euro mußte jeder von ihnen vor Antritt des Ehrenamtes hinterlegen – als Kaution gegen Mißmanagement.“