indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Phänomen der Öffentlichkeit

Oliver Fritsch | Mittwoch, 1. Juni 2005 Kommentare deaktiviert für Phänomen der Öffentlichkeit

Diskussion um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ostfußballs – Ronny Blaschke (SZ 1.6.) stellt klar: „Viele Klubbosse im Osten arbeiteten schlechter als jene in Aue oder Rostock, sie fielen ihrer Naivität zum Opfer oder verloren sich im Wandel der Zeit: Trainer Dragoslav Stepanovic verdiente beim VfB Leipzig Ende der neunziger Jahre monatlich fast 40 000 Mark, der Klub hatte einen der höchsten Etats. Trotzdem gibt es ihn nicht mehr. Abgehalfterte Profis führten einen Lebensstil, als würde der Osten auf Ölquellen sitzen. Hausmeister fuhren Dienstwagen, Spielergehälter wurden zum Teil aus Koffern bezahlt. Zur Geldvernichtung gesellte sich die Lust an der Rotation: RW Erfurt zählte 18 Präsidenten, Dynamo Dresden verschliss 14 Trainer. (…) Die Ost-Debatte ist nur ein Phänomen der Öffentlichkeit. Die meisten Entscheidungsträger ostdeutscher Klubs lehnen einen Solidarfonds ab. (…) Zwanzig Millionen Euro flossen vom DFB seit der Wende in die ostdeutschen Vereine. Zudem wurden von Kommunen und Investoren wie dem Filmrechtehändler Michael Kölmel viele Millionen in die Infrastruktur gepumpt. Ein Großteil wurde sinnlos verschwendet. Doch es ist auch eine hervorragende Nachwuchsausbildung entstanden: Fast in jeder DFB-Auswahl kicken vier oder fünf Talente aus dem Osten. Es sind Stadion-Bauten auf den Weg gebracht worden, vor allem dort, wo die Zukunft beginnen soll: in Magdeburg, Halle oder Dresden. Und dennoch wird es eine Weile dauern, bis sich die Gemüter beruhigen.“

Innen eine kühle, sterile Betonschüssel

Elisabeth Schlammerl (FAZ 1.6.) berichtet von der Eröffnung des neuen Stadions von 1860 München: „Der Ball war noch gar nicht im Spiel, da lieferte die Allianz-Arena schon den Beweis, daß sie zum Hexenkessel taugt. Als die evangelisch-lutherische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bei der Stadionweihe den in den Augen der Fans des TSV München 1860 größtmöglichen Fehler beging und dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft in der neuen Arena wünschte, setzte ein gellendes Pfeifkonzert ein. (…) Es ist noch nicht alles, wie es sein sollte. Die Allianz-Arena gilt zu Recht als architektonisches Prachtstück, aber einmalig ist sie nur von außen. Innen wirkt sie trotz der steilen Ränge wie so viele Fußballtempel: wie eine kühle, sterile Betonschüssel.“

FAZ: Klinsmann und die Bayern – ein kleiner Machtkampf

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

104 queries. 0,501 seconds.