Deutsche Elf
Fünfzig Meter hinter der letzten Abwehrlinie
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| Dienstag, 14. Juni 2005Christian Eichler (FAS 12.6.) befasst sich mit der Lage des deutschen Fußballs und beschreibt den Fehler Oliver Kahns beim Ausgleich durch die Russen, den die Ahnungslosen und Lobbyisten (allein) der deutschen Abwehr ankreiden: „Die Lage ist schlecht. Immer noch. Man vergißt es nur, weil die Stimmung jetzt so gut ist: Jürgen Klinsmanns Verdienst. Daß die Stimmung der Deutschen für ihr Nationalteam besser ist als dessen Leistungen, gab es zuvor nie. Ein 2:2 gegen ängstliche Russen gilt als Fortschritt, man redet von der „Lernphase“, die jeden Fehler erklärt; obwohl Kahn bestimmt nicht mehr in der Lernphase war, als er vor dem Konter zum 2:2 in seinem Fünfmeterraum stand, fast fünfzig Meter hinter der letzten Abwehrlinie, statt wie ein moderner Torwart-Libero an der Strafraumgrenze. Ab und zu sollte man auch den Realismus wieder auspacken.“
Einsturzgefahr
Was wird deutscher Erfolg beim Confederations Cup nach sich ziehen, Ludger Schulze (SZ 14.6.)? Und deutscher Misserfolg? Was würden Bild, Maier, Lattek und all die anderen Bremsklötze des deutschen Fußballs nörgeln und quaken? „Geht alles gut, wird der Betreuerstab in seinen revolutionären Bemühungen bestärkt. Eine Pleite aber zöge ein ganzes Jahr von zerstörerischen Zweifeln nach sich. Das Aufbauwerk Klinsmanns geriete in akute Einsturzgefahr, und jede der erfreulichen Veränderungen fiele mit Wucht als fataler Fehler auf den Urheber zurück. Die leidige Wohnort-Diskussion würde mit Genuss in den Medien breit getreten, die Opfer des personellen Revirements im DFB würden als Zeugen der Anklage auftreten, und Fragen nach dem Sinn ungewöhnlicher Maßnahmen würden wie Giftpfeile durch den öffentlichen Raum schwirren. (…) Für Klinsmann steht bei der Mini-WM mehr auf dem Spiel, als das Turnier hergibt.“
FR-Portrait Per Mertesacker