Confed-Cup
Stimmensammler
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| Dienstag, 14. Juni 2005Die Schöpfung des Confederations Cup, eine Kostprobe Blatterschen Wirkens und Werkelns – Christof Kneer (SZ 14.6.): „Man muss das jetzt endlich einmal sagen: Sepp Blatter ist ein guter Mensch, und man hat ihm oft Unrecht getan. War es nicht ergreifend, wie der Mann aus der total neutralen Schweiz bei der Vergabe der WM 2006 „The winner is Deutschland“ in die Mikrofone rief, obwohl er total neutral für Südafrika war? Hat er nicht kürzlich erst die Größe besessen, die Unappetitlichkeit des deutschen Wettskandals mit einer hundertprozentigen Erhöhung der Dienstbezüge für Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees zu kontern? Und ist er nicht auch sonst immer sehr sozial veranlagt gewesen, zum Beispiel, wenn er sich rührend um seine steinreichen arabischen Sympathisanten kümmerte? (…) Noch bevor er Confed Cup heißen durfte, wurde er schon als Stimmensammler-Cup belächelt, weil die Fifa-Regenten Havelange und Blatter mit dieser Erfindung vor allem ihr arabisches Wahlvolk bedienten.“
Retortenwettbewerb
Michael Jahn (BLZ 14.6.) befasst sich mit der Tradition des Confed-Cups in Deutschland: „Lange haben die Deutschen diesen Retortenwettbewerb nicht ernst genommen. 1997 sagte man aus Termingründen ab, 1999 musste Ribbecks Hilfs-Truppe ran, 2003 verzichtete der DFB erneut – aus Rücksicht auf den Kalender der Bundesliga. 2005 aber, als Gastgeber des seltsamen Pokalwettbewerbs, hat man fast den Eindruck, dieser Cup sei nach der Wahl des Deutschen Josef Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. das größte und wichtigste Ereignis unserer Zeit.“
Staffage
Die NZZ (14.6.) schreibt, worum es geht: „Es geht um ein sorgsam ausstaffiertes Nichts in den kommenden beiden Wochen in Deutschland. Doch die Staffage ist es, die für die Deutschen von Bedeutung ist. Sie wollen prüfen, wie der Stand ihrer Vorbereitungen ist. In fünf von zwölf WM-Stadien wird gespielt, vornehmlich geht es um die Sicherheit, die innerstädtischen Verkehrsverbindungen, Hotelkapazitäten und ein reibungsloses Parkleitsystem. Das alles verleiht dem Wettbewerb eine Wichtigkeit, wie sie wohl nur für die Organisatoren nachzuvollziehen ist.“
Probelauf
Roland Zorn (FAZ 14.6.) ergänzt und verweist auf den sportlichen Wert des Turniers: „Immerhin wird der in Deutschland jahrelang als überflüssig belächelten Veranstaltung dieser Tage eine Aufwertung zuteil, die unwirklich anmutet im Vergleich zur Vielzahl der abwertenden Äußerungen von gestern. Warum? Weil fast alle, die heute bereits am Riesenrad drehen, zwar vorderhand vom Confed Cup reden, in Wirklichkeit aber auch das Gigantenereignis im Sommer des kommenden Jahres meinen. Jeder simuliert schon mal den Ernstfall: die deutschen Organisatoren, die Mannschaften, die Fifa, die Fans, die Städte, die Polizei, die Sponsoren und so weiter. Dabei dürften genügend Erkenntnisse herauskommen, wie man es 2006 besser nicht und besser anders macht. Auch dafür ist der Probelauf Confederations Cup da. Sportlich birgt das Turnier genug Spitzenqualität, um diesmal auch von notorischen Kritikern ernst genommen zu werden.“
Er entzieht sich den Kategorien des Fußballs
Ronald Reng (SZ 14.6.) freut sich auf Ronaldinho: „Ronaldinho wird auch während des Konföderationen-Pokals Dinge vollbringen, zu denen niemandem eine andere Beschreibung einfällt als: Das ist Kunst. (…) Stürmer, Mittelfeldspieler, Torjäger, Passgeber – er entzieht sich den Kategorien des Sports. Er ist alles und mehr: Ronaldinho spielt keinen Fußball. Er erfindet ihn. Etwa „den Kaugummi“. So taufte José Pekerman Ronaldinhos Eigenart zu dribbeln: Während er rennt, passt er sich den Ball zigmal zwischen den eigenen Füßen hin und her; so schnell, dass der Gegner nicht mehr weiß, an welchem Fuß der Ball gerade klebt. Wer hätte gedacht, dass ein Turnier mit beschränktem Prestige für einen wie ihn eine spezielle Angelegenheit wird? (…) Wer hatte geglaubt, dass es so einen Spieler noch einmal geben würde? Im modernen, von Teamwork geprägten Spiel schien kein Platz mehr für die Figur des Überfußballers, die mit ihrer überbordenden Inspiration alles löst. Sie schien ausgestorben mit dem Abtritt Diego Maradonas. Vorige Wochen trafen sie sich. Und ein Künstler erkannte einen Künstler. „Maestro!“, rief Maradona, „wirst du weiter triumphieren?“ Dann beugte er sich hinab, um Ronaldinhos Hand zu küssen.“
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