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Confed-Cup

Domestiziert

Oliver Fritsch | Mittwoch, 15. Juni 2005 Kommentare deaktiviert für Domestiziert

Deutschland und der Confederations Cup, eine Liebe auf den zweiten Blick – Jens Weinreich (BLZ 15.6.): „In gewisser Weise verhält es sich beim Confederations Cup wie im richtigen Leben. Manchmal muss man Familienmitglieder zu ihrem Glück zwingen. Im DFB hat man den Erdteil-Pokal immer gehasst, erst recht, nachdem der Verband 1999 aus sportpolitischen Gründen eingesprungen war und peinliche Niederlagen kassierte. Doch längst sind sie domestiziert worden, die Deutschen.“

Wie die Deutschen

Matthias Erne (FAZ 15.6.) schreibt über Argentinien und seinen Trainer: „Jose Pekerman erntet die Früchte der Arbeit, die ihn zum erfolgreichsten Jugendcoach der Welt gemacht haben. 1994 übernahm er Argentiniens Nachwuchs und führte ihn zu drei U-20-Weltmeistertiteln. Argentinische Fußballer, sagt Pekerman, seien fähig, sich überall sämtlichen Umständen anzupassen. Die Argentinier, sagen sie in Brasilien, seien wie die Deutschen – immer da, wenn es wirklich darauf ankomme. Fast alle, die heute im Nationalteam stehen, sind einst von Pekerman in der Jugendnationalmannschaft trainiert worden. Vermutlich kennt kein Nationalcoach der Welt seine Spieler so gut wie dieser Argentinier.“

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Schlafender Riese

Alexander Hofmann (FAZ 15.6.) misst die Bedeutung des Turniers für Australien: „Der Confederations Cup ist für die Australier seit Jahrzehnten die erste Chance, sich endlich wieder einmal auf der Weltbühne des Fußballs zu präsentieren und in der Heimat Bonuspunkte zu sammeln. Dementsprechend ernst nehmen Trainer Frank Farina und sein Team die Mini-WM in Deutschland. Seit Australien an gleicher Stelle 1974 zum bisher letzten Mal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, bemühen sich die „Socceroos“ vergeblich um internationalen Anschluß. (…) Heute sind fast 200 australische Fußballprofis im Ausland aktiv, die meisten sind in ihrem Heimatland nahezu unbekannt. Das würde sich schlagartig ändern, wenn die „Socceroos“ sich endlich wieder einmal für eine WM qualifizieren könnten. Fußball gilt auf dem fünften Kontinent im Sport als „schlafender Riese“, schließlich spielen mehr Australier Fußball als Cricket oder Rugby. Die Nachwuchsarbeit gilt als hervorragend, auch der italienische Spitzenstürmer Christian Vieri lernte sein Fußwerk in „Down under“.“

Exil

Barbara Klimke (BLZ 15.6.) ergänzt: „Nach der verpassten WM-Teilnahme 2002 hat der Verband Australiens auf das Dilemma reagiert und dem Trainer Frank Farina einen Zweitwohnsitz in London spendiert. Dort ist er seinen Spielern näher, die sich fast ausnahmslos in Europa verdingen. Ihre Heimspiele muss die Nationalmannschaft seitdem im englischen Exil bestreiten – andererseits schärfte dies vor dem Confederations Cup den Blick für die Konkurrenz.“

Dilemma

Christof Kneer (SZ 15.6.) fügt hinzu: „Wer die australische Nationalmannschaft finden will, muss wissen, dass sie wie eine Bezirksligamannschaft aussieht, die gerade in die Bezirksoberliga aufgestiegen ist. (…) Locker und selbstbewusst sind sie immer, die Australier, aber die Wahrheit ist, dass Australien selbst nicht weiß, wie gut Australien ist. Es ist das Dilemma dieser Mannschaft, dass sie zwischen den Welten hängt. Für die eine Welt ist Australien viel zu gut, für die andere war sie bislang zu schlecht. Daheim in Ozeanien ist Australien der größtmögliche Große, er sammelt Kantersiege gegen die Salomon Inseln oder die Fidschis, und das 31:0 gegen Amerikanisch Samoa ist noch immer Weltrekord. Aber außerhalb Ozeaniens gilt Australien immer noch als Kleiner.“

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