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Ball und Buchstabe

An der Stimmung im Stadion vorbeikommentiert

Oliver Fritsch | Freitag, 17. Juni 2005 Kommentare deaktiviert für An der Stimmung im Stadion vorbeikommentiert

Udo Muras (Welt 17.6.) liest Reinhold Beckmann die Leviten: „Wer derart an der Stimmung im Stadion vorbeikommentiert und die Partie nie als das begreift, was sie für Spieler und Zuschauer ist, nämlich ebenso ein Fest wie ein Test, müßte um seine WM-Teilnahme zittern. Deutschland darf keine Fehler machen, egal in welcher Situation, mit welcher Aufstellung und gegen wen. Und bloß kein Lob ohne ein Aber. Von Fehleinschätzungen trotz Zeitlupe ganz abgesehen. Wer diesen hehren Anspruch hat, muß ihn auch an sich selbst stellen.“

Ein Haufen eingeschüchterter Miesmacher

Philosophie hilft da nicht weiter – Christoph Schurian (taz 17.6.) gelangt immer zur selben Antwort, egal, welche Frage er stellt: „Was war zuerst da? Die Empörung des Sportreporters Reinhold Beckmann über die Dummheiten von Robert Huth oder Robert Huths Dummheiten? Beschreibt oder beschreit der Sportschau-Spieß, was er sieht? Wenn nicht auszuschließen ist, das winzige Schmetterlingsflügel einen tropischen Wirbelsturm entfachen, was zieht dann das Aufsehergebrüll des Fernsehfritzen nach sich? Auf jeden Fall nichts gutes. Der bundesdeutsche Fußball ist, wie er ist, weil wir sind, wie wir sind: ein Haufen eingeschüchterter Miesmacher.“

Im Fifa-Land

Unter Heimat und Wohlfühlen stellt sich Michael Eder (FAZ 17.6.) etwas anderes vor als die Atmosphäre beim Auftakt in Frankfurt: „Zuschauern aus dem Rhein-Main-Gebiet kann man als Vorbereitung auf das nächste Jahr dringend den Besuch eines Englisch-Kurses empfehlen und – wichtiger noch – die allmähliche Gewöhnung an die amerikanische Schnellküche. Die Großsponsoren von Confed- und Weltcup nämlich sind die eigentlichen Herrscher im Fifa-Land mit seinen Confed- und WM-Außenstellen in Deutschland. Eine Bratwurst wird der zugereiste japanische Fan auf dem Marktplatz vor dem Stadion, wo die Sponsoren ihren großen, bunten Jahrmarkt veranstalten, vergebens suchen, McDonalds sorgt dort exklusiv für die Verpflegung, in Frankfurt, in Leipzig, in Köln, in Hannover, überall. Anheuser Busch, die große amerikanische Brauerei, sorgt nicht nur für das Bier, das am Mittwoch frühzeitig ausverkauft war, sondern auch für die Auswahl des Spielers des Tages, „the man of the match“; zur allgemeinen Überraschung war dies Michael Ballack, was vielleicht daran lag, daß der Münchner der einzige Spieler auf dem Platz war, von dem man auch in amerikanischen Vorstandsetagen schon etwas gehört haben mag, Ballack steht bei McDonalds und Coca-Cola unter Vertrag.“

Die Welt zu Gast – fühl Dich wie im Knast

Spiegel Online ergänzt: „Den meisten Fans wäre ein Fußballspiel ohne diese künstlichen Elemente lieber. Vielmehr ärgern sich aber die Anhänger derzeit über die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld der WM. Vor der Partie zogen rund 1500 Fans aus dem gesamten Bundesgebiet mit einem Protestmarsch durch die Stadt. Dabei trugen sie T-Shirts mit Aufschriften wie: „WM 2006: Die Welt zu Gast – fühl Dich wie im Knast“ oder „Fußballfans sind keine Verbrecher“.“

BLZ: Fans beklagen Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen

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