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Ascheplatz

Übersättigung

Oliver Fritsch | Montag, 20. Juni 2005 Kommentare deaktiviert für Übersättigung

Michael Ashelm (FAS 19.6.) beschreibt die Litfaßsäule Franz: „Seit 40 Jahren wirbt der gebürtige Münchner als sogenanntes Testimonial für Produkte. So lange wie kein anderer im Lande, mit solch hoher Intensität, daß er jüngere, aktive Fußballstars wie Michael Ballack oder Oliver Kahn in den Schatten stellt. Er wirkt nie deplaziert, bewegt sich geschickt auf jedem Parkett, kann mit dem Bundeskanzler galant einen Ball eröffnen und im Kindergarten Autogramme verteilen. (…) Doch die Omnipräsenz hat nicht nur positive Seiten. Marktforschungsinstitute wie TNS Infratest oder Sport und Markt stellen seit geraumer Zeit sinkende oder zumindest stark schwankende Glaubwürdigkeits- und Sympathiewerte beim Fußball-Kaiser fest. Der Grund: zu viele Werbepartner, plötzliche Testimonialwechsel innerhalb derselben Branche (wie von e-Plus zu O2) und eine Übersättigung an „kaiserlichen” Auftritten in den Medien. Ein Paradoxon, denn die Werbung steht weiterhin auf ihren Liebling. Und so treibt Beckenbauer sein dicht gedrängtes Programm weiterhin unter Hochdruck voran.“

Lichtgestalt mit Leuchtschweif

Gibt es tatsächlich nur einen Franz Beckenbauer? Oskar Beck (Welt 20.6.) ist sich da nicht mehr so sicher: „Beckenbauer ist bei diesem Turnier in so vielen Funktionen akkreditiert und Ämtern aktiv, daß er oft gar nicht mehr weiß, was, wo und als wer er gerade spricht, ob als OK-Chef der WM 2006, als Bayern-Präsident, Bild-Kolumnist, Werbe-Ikone, ZDF-Experte – oder einfach als Franz. (…) Ohne den Franz geht nichts. 10 000 Kilometer ist er deshalb bei diesem Turnier unterwegs, sein Wohnzimmer ist der Hubschrauber, fast täglich durchbricht er die Schallmauer – wenn er das Nachmittagsspiel in Köln bei Halbzeit verläßt, ist er abends pünktlich zum Anstoß in Nürnberg, und dabei schiebt er problemlos noch eine Pressekonferenz in Frankfurt ein oder einen Abstecher nach Hannover, um dort die Brasilianer zu fragen, ob denn das Essen schmeckt und es ihnen in Deutschland warm genug ist. Neulich hat der Franz binnen fünf Stunden vier Empfänge in drei Städten absolviert – wobei er am Ende doch etwas die Übersicht verlor und sich selbst die Hand schüttelte. Der Konföderationen-Pokal ist eine Einmannshow: (…) Franz, unser Überflieger. Inzwischen ist es schon so, daß er sich im Hubschrauber unterwegs selbst zuwinkt. (…) Wo immer dieser Mensch auftaucht, starrt alles hingerissen auf den Leuchtschweif der Lichtgestalt, erblindet angesichts seines Charismas, justiert die Kameralampen, richtet die Mikrophone aus, zückt die Notizblöcke und eilt zum Telefon, um seine kaiserlichen Machtworte um die Welt zu schicken.“

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