WM 2006
Ein Dossier der Berliner Zeitung „Was kostet die Fußball-WM 2006?“
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| Freitag, 24. Juni 2005Nonchalant
Jens Weinreich verweist auf die Kosten der WM für den Steuerzahler und kritisiert Otto Schily und die Politik: „Am Beispiel der WM 2006 sieht man einmal mehr, wie nonchalant deutsche Politiker die berechtigten Interessen des Wahlvölkchens missachten – oder sollte man besser sagen: des mündigen Bürgers? Zu Anfang hieß es gar, die WM-Bewerbung koste den Steuerzahler keinen Pfennig. Wer sich nun erkundigt, wie viele Milliarden Euro dieses vierwöchige Turnier verschlingt, der wird – wie vor kurzem noch in Leipzig – gern der Miesmacherei und Verdrießlichkeit geziehen. Den Kollegen der FR antwortete Schily kürzlich auf eine einfache Frage (Wie hoch sind die Kosten, die auf Deutschland zukommen?) mit den üblichen Ausflüchten: „Zahlen zu nennen wäre spekulativ und nicht seriös. Aber der Gewinn, den wir aus der WM ziehen, ist mit Sicherheit bei weitem höher als alle Aufwendungen, die zu leisten sind.“ Spekulativ und nicht seriös? Vielleicht ist das die Frage. Zumal Schily & Co. täglich Jubelmeldungen verbreiten und sich des Daseins auf den Ehrentribünen erfreuen.“
Wunschdenken
Florian Treiss prüft schöne Zahlen: „„Wachstumspille Fußball“ und ähnlich heißen Überschriften der vergangenen Wochen. Etliche Zahlen kursieren: Eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes von 10 Milliarden Euro, also von 0,46 Prozent (Uni Bochum). Darin enthalten sind ein Konsumzuwachs von bis zu drei Milliarden Euro und ein Tourismusplus von einer Milliarde Euro (Postbank). Langfristig sollen bis zu 30 000 neue Arbeitsplätze (Bochum), kurzfristig bis zu 100 000 Jobs (Frick) entstehen. Wirtschaftswissenschaftler Bernd Frick von der Privat-Universität Witten/Herdecke hält sogar ein BIP-Zuwachs von bis zu 40 Milliarden langfristig durch die WM für möglich, wenn durch ein friedliches Fußballfest ausländische Investoren angelockt und die Lethargie im Land weggewischt würde. Allerdings gesteht er zugleich einen gehörigen Anteil „Wunschdenken“ ein. Insgesamt erscheint die Basis für all diese Kalkulation nicht sonderlich gefestigt, zudem widersprechen sich die Zahlen. So geht der nationale WM-Förderer Postbank nur von 10 000 nachhaltigen Arbeitsplätzen aus. Der Londoner Sportökonom Stefan Szymanski zweifelt alle optimistischen Berechnungen und auch die der konservativeren Studien an: „Es gibt keinerlei Beweise, dass derartige Events in der Vergangenheit irgendwo auf der Welt langfristige Effekte gehabt hätten.“ Die Ausrichtung von Großveranstaltungen habe wenig mit Wachstum und viel mit nationalem Prestige zu tun. (…) Ein Gewinner steht in jedem Fall schon fest: Die Fifa konnte durch Fernseh- und Sponsorenmittel gleich vier Jahresetats speisen.“
WM-Etat
Kosten für die Städte
„Die verdeckten belaufen sich Subventionen auf über eine Milliarde.“