Am Grünen Tisch
Zugzwang
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| Freitag, 24. Juni 2005Mexikos Elf – Thomas Kistner (SZ 24.6.) nennt die Folgen des möglichen Dopings (das inzwischen vom mexikanischen Verband bestätigt ist): „Weil sich der Dopingvorwurf hartnäckig hält im Umfeld der Mexikaner und die Fifa so (vor-)eilig die Auffassung vertritt, es läge kein Doping vor, wächst noch eine andere Gefahr: Dass sich hier eine Abwehrmauer aus Funktionären mit verbandsübergreifendem Interesse bildet. Falls Mexiko mit positiv getesteten Spielern antrat, müsste dies ja den Ausschluss vom Turnier nach sich ziehen, womöglich gar den von der WM. Es wäre ein Verstoß des Verbandes, falls er vorm Brasilien-Spiel von Positivproben wusste. Den Confed-Cup aber würde ein Rauswurf Mexikos zur Farce machen – und die Fifa auch für 2006 in Zugzwang bringen. Sie müsste nun den Vertrag der Welt-Antidopingagentur Wada unterzeichnen, um nicht die WM zu gefährden. Dass die Bundesregierung der Fifa Steuerbefreiung gewährt für die WM, ist generös genug – eine Befreiung der WM von geltenden Dopinggesetzen, die Otto Schily persönlich mit auf den Weg brachte, wäre öffentlich nicht mehr durchsetzbar.“
Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen
Ulrike Spitz (FR 24.6.) hofft auf Klärung: „Es wäre nicht der erste Dopingfall, der nur durch die Recherche von Journalisten ans Licht der Öffentlichkeit gerät. Schon deshalb kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. (…) Gut, dass es mittlerweile die Wada gibt. Es ist sicher, dass diese Geschichte deren Vertreter aufschrecken wird. Es könnte viel Licht ins Dunkel bringen, dass sie sich nicht mit Beschimpfungen und Beteuerungen zufrieden geben werden, sondern wissen wollen, was wirklich hinter dieser überstürzten Heimreise steckt.“
Keine Position
Christof Kneer (SZ 24.6.) beschreibt seinen Traumberuf: „Fifa-Funktionär, das ist ein Beruf mit Zukunft! Der Fifa-Funktionär ist so etwas wie der Aufsichtsbeamte vom Mittwochslotto, nur ohne Mittwoch natürlich. Aber er ist auch schön angezogen, er sitzt auch viel rum, und manchmal kommt er auch im Fernsehen. Man ist praktisch der Chef vom ganzen Fußball, und trotzdem – und das ist das Tollste an dem Job! – darf man immer bequem die Position vertreten, keine Position zu haben. Ist die neue Abseits-Regelauslegung gut oder schlecht? Ach, sagt der Fifa-Sprecher, das ist reine Gewöhnungssache. Doping im mexikanischen Fußball? Ach, sagt der Fifa-Sprecher, da ist der mexikanische Verband in der Verantwortung. Der Streit um den Namenssponsor des Hamburger WM-Stadions? Ach, sagt der Fifa-Sprecher, da ist das WM-Organisationskomitee in der Pflicht. Wo man sich bewerben kann für diesen tollen Job? Am besten direkt bei der Fifa. Aber Vorsicht: Die hat dazu wahrscheinlich keine Position.“