Ball und Buchstabe
Lachnummern
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| Dienstag, 28. Juni 2005Eine Tagung der Akademie für Fußballkultur in Nürnberg – Andreas Platthaus (FAZ/Feuilleton 27.6.) resümiert die Antwort auf die Frage, wer und was ein Fan sei: „Für die Weltmeisterschaft fürchten die Fans Enteignung und Bevormundung. Denn in den Stadien genießt dann die Fifa Hausrecht, und beim Confederations Cup konnte man einen Vorgeschmack darauf bekommen, was das bedeutet. Es heißt unter anderem, daß der Schiedsrichter keine eigene Münze mehr zur Seitenwahl mitbringen muß, weil diese Aufgabe an einen der Sponsoren abgetreten worden ist, der für jedes Spiel ein Kind zum offiziellen Münzträger bestimmt. Man kann die kleinen Knirpse nicht ohne Rührung betrachten, doch die Fans empfinden noch das letzte bißchen Tradition ihres Spiels als verraten und vor allem verkauft. Wer allerdings sind „die Fans“? Dazu gaben die versammelten Experten keine rechte Auskunft. Klar war nur, daß es nicht mehr ausschließlich diejenigen sind, die sich selbst als „Ultras“ bezeichnen. Mittlerweile ist der Stadionbesuch ein Familienereignis, und ein Drittel der Zuschauer sind Frauen. Die Entproletarisierung bringe den Fußball nur wieder seinem Herkunftsmilieu näher, dem Bildungsbürgertum, das diese Sportart im frühen zwanzigsten Jahrhundert populär gemacht habe, meinte Kurt Wachter, österreichischer Antirassismus-Aktivist auf Fußballplätzen und nach eigener Einschätzung selbst gar kein Fan. Solche Einstellungen sind für Ultras Lachnummern. Ihr Anspruch an sich selbst ist so hoch, daß sie das Deutungsmonopol für Fußball beanspruchen. Wer wochenlang Transparente malt, Fahnen bestickt, Choreographien und Gesänge für den Auftritt auf der Tribüne einstudiert, der kann einen Besucher, der bestenfalls die Nationalhymne mitzusingen weiß, nur mit Verachtung strafen.“