Am Grünen Tisch
Schweigen
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| Dienstag, 28. Juni 2005Thomas Kistner (SZ 28.6.) fordert Strafe für den mexikanischen Trainer: „La Volpe ist einer, an dem die Fifa ihre frommen Erziehungsformeln einmal rigoros anwenden müsste: Dass er die Medien wegen der Berichterstattung über die heimlich heimgeschickten Dopingsünder Carmona und Galindo angreift und gar zur Zensur im Sportjournalismus aufruft, zwingt den allzeit pastoral auftretenden Fifa-Boss Blatter ja direkt zu Konsequenzen – zumal sich die Fifa als Vorkämpfer für Fairplay und gegen Doping sieht. Doch Blatter schweigt. So verwundert nicht, dass ihm bei seinen Auftritten in den Stadien Pfeifkonzerte demokratisch gesinnter Sportsfreunde entgegenschallen. Oder sollten da Zehntausende Spielverderber am Werk sein, die einfach nicht die ethischen Bemühungen des Fifa-Granden begreifen? Aufklärung könnte da ein Blatter-Freund und führender deutscher Dopingbekämpfer liefern, Otto Schily. Der hat sich die Betrugsbekämpfung ganz oben auf seine To-do-Liste als Sportminister geschrieben, hat auch Verdienste erworben als Mitbegründer der Wada. Doch wenn es drauf ankommt, überwiegt wohl der Schulterschluss mit den Kameraden auf der Ehrentribüne – anders ist das Schweigen im Veranstalterland kaum zu deuten. (…) Um zu begreifen, warum da nicht mehr viel erwartet werden sollte, hilft vielleicht der Blick auf die sportpolitischen Verhältnisse: Die Nord- und Mittelamerika-Konföderation Concacaf ist Blatters potentester Stimmenlieferant bei Präsidentschaftswahlen: 35 Voten. Setzt man das wegen ein paar dopender Kicker aufs Spiel?“