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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Negativismus

Oliver Fritsch | Freitag, 1. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Negativismus

4:3 gegen Mexiko – Die Zuschauer pfeifen, und Matti Lieske (taz 1.7.) rümpft die Nase: „Der Sieg bot ein prächtiges Spektakel, leicht getrübt nur von den verbissenen Zuschauern, die nach der berechtigten roten Karte für Mike Hanke jede Aktion der Mexikaner oder des Schiedsrichters mit einem gellenden und nervtötenden Pfeifkonzert bedachten. Ein Vorgeschmack, was den Freunden aus der Welt nächstes Jahr blüht, wenn sie zu aufmüpfig werden. Weder Bundestrainer Jürgen Klinsmann noch Kapitän Michael Ballack hatten sich jedoch am partiellen Negativismus der Zuschauer gestört (…) Hanke könnte sich mit seinem dummen Platzverweis schon jetzt aus dem WM-Kader gespielt haben. Aus dem Kader gespielt hat sich offenbar auch ein anderer. Während sich Spieler und Stab des deutschen Teams vom Publikum feiern ließen, stand weit abseits DFB-Mitpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, früher bei solchen Anlässen stets mittenmang. Nun musste er ersatzweise den zwielichtigen Jack Warner, Fußballpräsident Mittel- und Nordamerikas, umarmen. Es schien, als wollte er ihn vor lauter Verzweiflung gar nicht mehr loslassen.“

Einst allmächtig

Stefan Hermanns (Tsp 1.7.) rät Oliver Kahn vor weiterer Kritik gegen die Klinsmann-Offensive ab: „Mit dieser Kritik ist der Torhüter das retardierende Moment im deutschen Spiel, die letzte Verbindung zur völlerschen Vergangenheit, als der Sinn des Spiels noch darin bestand, ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner, am besten aber gar keins. Das ist und bleibt Kahns Vorstellungswelt. (Ironischerweise ist Kahn inzwischen die beste Versicherung dagegen, dass der Ball dauernd zum Torhüter zurückgespielt wird. Seine Kollegen haben längst registriert, dass das Spiel nach einem Rückpass auf den Rumpelfüßler Kahn regelmäßig mit einem Einwurf für den Gegner fortgesetzt wird.) Elf Monate sind es noch bis zur WM, und diese elf Monate werden zeigen, wie viel Einfluss der einst allmächtige Kahn noch besitzt. (…) Wer Klinsmanns Weg nicht mitgehen will, muss sich nicht wundern, wenn Klinsmann ihn irgendwann nicht mehr mitnehmen will.“

Stimmen zum Spiel, faz.net
Bildstrecke, faz.net

Morbus Sammer

Die deutsche Elf in der SZ-Gesamt-Turnier-Einzelkritik: Oliver Kahn spielte das ganze Turnier durch. Es sei denn, Lehmann spielte. Oder Hildebrand. Kassierte im ganzen Turnier nur sechs Tore und steigerte sich immerweiterimmerweiterimmerweiter. Gegen Australien waren von drei Schüssen nur drei drin, gegen Mexiko sogar nur drei von vier. Als Typ unverzichtbar fürs Team: Ist sie nicht Herz erfrischend, diese Grantellaune? Könnte sonst ja keiner aushalten, immer nur diese Euphorie. Empfahl sich mit wilden Abschlägen ins Aus für die Robert-Huth-Position. (…) Andreas Hinkel reiste mit einer seltenen Krankheit an. Hatte sich während der Saison Morbus Sammer eingefangen, einen Defensiverreger, der zu chronischer Verunsicherung führen kann. Durfte als Therapie gegen Argentinien und Mexiko spielen, mit ersten Heilungserfolgen in Form von mutigen Flügelläufen und einer Torvorlage. Gute Besserung. (…) Torsten Frings spielte manchmal (gegen Brasilien) wie die von Klinsmann geforderte moderne Nummer Sechs. Spielte manchmal aber auch wie Ramelow. (…) Marco Engelhardt wurde gegen Argentinien eingewechselt, beim Stand von 2:1 für Deutschland. Vier Minuten später stand es 2:2. Das muss aber nicht an ihm liegen. (…) Thomas Brdaricm achte im gesamten Turnier keinen Fehler. Außer seiner Frisur natürlich.

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