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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Confed-Cup

Entfesselt

Oliver Fritsch | Freitag, 1. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Entfesselt

Michael Horeni (FAZ 1.7.) ruft eine neue Epoche aus: „Auch wenn die Resultate die wilden Siebziger kopieren, das Fußballspiel hat sich seitdem in drei Jahrzehnten dramatisch verändert. Der Fußball ist dabei, eine neue, nicht minder spektakuläre Interpretation von Spielfreude und Lebenslust unter den kommerzialisierten und medialisierten Bedingungen des 21. Jahrhunderts zu finden. Dies deutete sich schon im Vorjahr bei der EM in Portugal an. Der jahrelang von Kraftbolzerei und Taktik eingezwängte Fußball hat sich auch unter Hochgeschwindigkeitsverhältnissen beim Confederations Cup selbst entfesselt. (…) Die Fans sind hingerissen wie seit Jahren nicht mehr von diesem nicht nur im Fußball lange unbekannten Mut zum Risiko, der keine Angst vor Fehlern kennt und den Sicherheitswahn mitsamt den Bedenkenträgern hinter sich gelassen hat. Ein neuer Unternehmergeist bewegt zumindest das Fußball-Land.“

Spielzüge aus dem Nichts

Christoph Biermann (SZ 1.7.) erkennt Brasiliens Singularität: „Das Finale war eine donnernde Botschaft: Brasilien wird als klarer Favorit zur Weltmeisterschaft kommen. „Zum ersten Mal seit 1970“, ergänzte Parreira. Der Hinweis auf 1970 war insofern nicht zufällig, weil es seither keine brasilianische Mannschaft mehr gab, die so schön gespielt hat wie die heutige. Sie zeichnete ein Spiel auf den Rasen, das wie ein Kunstwerk von Rang erschien. Groß angelegt und zugleich fein ausgestaltet im Detail. Ronaldinho, Kaka, Robinho und Adriano ließen mit all ihrer Spielkunst nämlich Spielzüge aus dem Nichts entstehen. (…) Brasilien 2005 ist gute taktische Organisation, mentale Stärke und ein fast spirituell zu nennender Teamgeist. Das ist ein gewaltiges Paket der Qualitäten.“

Ausgetanzt, ausgetrickst, ausgespielt

Ansteckender Fußball-Rausch – Roland Zorn (FAZ 1.7.): „Sprachlos vor Schreck hatten die argentinischen Erzrivalen miterleben müssen, wie sie von den Brasilianern ausgetanzt, ausgetrickst, ausgespielt worden waren. Am Tag, als ein elementarer Gewitterregen über Frankfurt und das an einigen Stellen schon rissige Dach der neuen Arena kam, durchströmte die hohe brasilianische Fußballkunst ein Endspiel, das zu einer Demonstration einsamer Klasse und mitreißender Artistik wurde. Was die Zuschauer viel mehr faszinierte, war die pralle Lebensfreude einer offensichtlich verschworenen Gemeinschaft, die sich mal als großes Action-Kino artikulierte, mal als filigrane Zauberei zum magischen Moment verdichtete. Es war die Nacht der großen Emotionen.“

Stimmen zum Endspiel, faz.net

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