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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ascheplatz

Halbdunkel

Oliver Fritsch | Dienstag, 5. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Halbdunkel

Der verletzte Jens Nowotny fordert von Bayer Leverkusen Millionen – Gerd Schneider (FAZ 5.7.) schüttelt den Kopf: „Die öffentliche Debatte um die Senkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist gerade abgeebbt, da wird ein Fall publik, der eines zeigt: wie weit die Fußballbranche sich von normalen Maßstäben entfernt hat. Während Handwerker fürchten, sie könnten bei Krankheit statt sechs nur noch vier Wochen lang das übliche Gehalt bekommen, dreht Fußballprofi Jens Nowotny den Spieß um. (…) Es sind diese Geschichten aus dem Halbdunkel der Branche, die ein Licht auf das Geschäftsgebaren werfen. In Kaiserslautern stehen in diesen Wochen ehemalige FC-Vorstände wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht; und bei Borussia Dortmund geht es wieder einmal um finanzielle Altlasten und bislang verborgene Verpflichtungen aus der Ära Niebaum/Meier. Angeblich muß der BVB für den Fall, daß er sich im UI-Cup nicht für den Uefa-Pokal qualifiziert, 750000 Euro an einen Sponsor zurückzahlen.“

FR: Bayer Leverkusen bietet Nowotny-Forderung die Stirn

Drahtseilakte

Frank Hellmann (FR 5.7.) blickt auf Reiner Calmund: „Der wortgewaltige Macher der Bayer Leverkusen Fußball GmbH hat sich oft genug für seinen generösen Umgang mit den kickenden Angestellten feiern lassen. Aber auch jedes Maß verloren. Die Gehaltsstruktur der Calmund-Ära war ein Grund, warum die Bayer AG zuletzt in vier Jahren seiner Fußball-Tochter 200 Millionen Euro zuführen musste. Wolfgang Holzhäuser, eher Zahlen- denn Verbaljongleur, hat alle Mühen, die finanziellen Drahtseilakte seines Vorgängers wieder realen Gegebenheiten anzupassen. Über die wahren Hintergründe des Calmund-Rücktritts ist lange gerätselt worden. Heute scheint es so, als sei dessen Abgang für den Klub eine wirtschaftliche Notwendigkeit gewesen.“

Meinungsumschwung

Manchester United scheint sich mit Malcolm Glazer zu arrangieren – Raphael Honigstein (SZ 5.7.) hört sich um: „Der harte Kern der Anhängerschaft träumt auch nach der Reprivatisierung der jüngst von den Glazers von der Börse genommenen AG (die Familie besitzt nahezu hundert Prozent der Anteile) davon, die Amerikaner durch öffentlichen Druck zur Aufgabe zu zwingen. Eine kleine Gruppe hat das alte United gar für tot erklärt und einen neuen Verein, FC United of Manchester, gegründet, der bald in einer unteren Amateurliga spielt. Selbst weniger militante Fans analysieren argwöhnisch das Modell der Glazers (…) Neben dem Großteil der Anhängerschaft scheint sich das Klubmanagement mit den neuen Eignern arrangiert zu haben. Geschäftsführer David Gill, der anfangs gegen die Übernahme votiert hatte, blieb im Amt und zeigte sich nach dem ersten Treffen mit den Glazers positiv überrascht. Auch United-Legende Sir Bobby Charlton ist offenbar beruhigt worden (…) Ebenfalls zufrieden äußerte sich der Fußballverband. Die Glazers haben angekündigt, nicht aus der kollektiven Fernsehvermarktung aller Klubs der Premier League auszuscheren. Ein regelrechter Freund ist offenbar Sir Alex Ferguson geworden: „Das Treffen war sehr entspannt und sehr gut, sie unterstützen die Mannschaft und wissen, dass wir erstklassige Erfahrung haben.“ Das Eigenlob verrät die wahren Gründe für den Meinungsumschwung, denn Ferguson war unter Druck geraten, nachdem er zum zweiten Mal nacheinander nur Platz drei belegt hatte. Jetzt wird er ein Gewinner der neuen Verhältnisse: die Glazers brauchen ihn für die Beschwichtigung der Fans und haben ihm Gelder für Neueinkäufe zugesichert.“

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