Ascheplatz
Bis hierhin und nicht weiter
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| Montag, 11. Juli 2005Christian Eichler (FAS 10.7.) kommentiert die vergeblichen Transfers von Chelsea: „Nach zwei Jahren Konsumrausch stößt Abramowitschs Geld an Grenzen. Er konnte den besten Trainer kaufen, den besten Manager – die besten Stürmer nicht. Denn die sind wie ein van Gogh oder ein Cezanne in derselben Preislage und dennoch praktisch nie auf dem Markt – unverkäufliche Sammelstücke. Ob Adriano (Inter Mailand), Eto’o (Barcelona), Henry (Arsenal), Schewtschenko (Milan), Torres (Atletico Madrid), Trezeguet (Juventus) – alle Offerten wurden kühl zurückgewiesen. Und das trotz gigantischer Summen, angeblich bis zu 100 Millionen Euro. Chelseas Pech ist, daß keiner der 1a Torjäger einen auslaufenden Vertrag hat, und die Konkurrenz weiß es. Bei Europas Top-Klubs wächst zudem spürbar die Haltung, daß man Chelsea und dessen Geld an diesem Punkt eine Grenze setzen muß – die Botschaft: Bis hierhin, nicht weiter, konntet ihr euch hochkaufen.“
Wieder eine ganz normale Fußballelf
Ronald Reng (FR 10.7.) schreibt über die neue Genügsamkeit Real Madrids: „Die Dynamik des Sports hat Real überrollt, andere geben plötzlich die Mode vor: Den spektakulären Fußball, der Real vorschwebte, zelebriert der FC Barcelona; den Glamour des Reichen, Schönen, den Real sich mit Spielern wie David Beckham einkaufen wollte, strahlt der englische Meister FC Chelsea aus. Nun wird Real zum ersten Mal, seit Florentino Pérez 2001 Präsident wurde, zu Saisonbeginn keinen neuen Galaktischen präsentieren. Damit diese Transferperiode nicht gar zu langweilig wurde, sah sich der Klub gezwungen, auf seiner Internetseite die Rubrik „Die Neuverpflichtungen der Presse“ einzuführen. Dort wurden all die klingenden Namen von Michael Ballack bis Steven Gerrard aufgelistet, die die Zeitungen mit Real in Verbindung brachten. In Wirklichkeit soll noch Robinho vom FC Santos ausgelöst werden, der einmal ein herausragender Stürmer werden könnte, doch solange heißen die Neuen: Carlos Diogo und Pablo García. Zwei uruguayische Nationalspieler, Diogo, ein Verteidiger, García, ein Mittelfeld-Workoholic mit, wie Spanier sagen, schlechter Milch in den Venen: bissig, grantig. Das Gegenteil von galaktischer Eleganz. Sie sind die besten Beweise, dass Luxemburgo dabei ist, sich als erster Trainer gegen den Präsidenten zu behaupten. (…) Real Madrid, das überirdisch sein wollte, ist wieder eine ganz normale Fußballelf.“
Sein Schatten liegt noch immer über Bayer-Land
Reiner Calmund, Leverkusens Altlast – Jens Bierschwale (WamS 10.7.): „Jahrelang durfte der Manager mit der Hilfe des potenten Bayer-Konzerns im Rücken wirbeln, gut dotierte Verträge verteilen und Weltklassespieler in die graue Stadt locken. Sein Transfergebaren ging soweit, daß Calmund fast einen kompletten Kader per Option oder Vertrag an Bayer band und schließlich an andere Vereine auslieh. Hertzsch, Cha, Preuß, Starke, Donovan, Daun, Barnetta sind nur einige Beispiele für diese kostenintensive Praxis. In einigen Fällen bezahlte Leverkusen das üppige Gehalt weiter, in anderen wurden die Spieler für untauglich be- und hernach abgefunden. Zwischenzeitlich war Bayer das größte Pfandhaus der Liga – und Calmund der Verleiher. (…) Sein Schatten liegt noch immer über Bayer-Land.“
Dietrich Mateschitz, Chef von Red-Bull und Red Bull Salzburg, im FAS-Interview (10.7.): „Da gibt es eine Geschichte mit den Bayern, die darf ich eigentlich gar nicht erzählen: Der Franz Beckenbauer sagt mir vor einem halben Jahr, er habe da so einen irren Jungen, der sei ein Riesentalent. Und es wäre gar nicht schlecht, über Synergien zwischen Bayern und Salzburg nachzudenken. Da ist die Nähe zwischen den Städten, wir kennen uns, er kennt die Bayern. Es ginge um Spieler, die noch nicht weit genug sind, Spielpraxis brauchen und sie bei uns bekommen könnten. Da nennt der Franz doch glatt den Schweinsteiger. Nach dem Confederations Cup frage ich ihn aber besser nicht mehr.“