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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Internationaler Fußball

Gegner

Oliver Fritsch | Mittwoch, 13. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Gegner

Ronald Reng (SZ 13.7.) schildert den Streit in der Vereinsführung des FC Barcelona: „Barça begeht sein erfolgreichstes Jahr seit langem auf seltsame Art: mit den komischsten Streitereien und verbittertsten Machtkämpfen. Zum ersten Mal seit sechs Jahren wurde Barça wieder Spanischer Meister, die Elf gilt als spektakulärste im Fußball, und der Verein macht nach Jahren, in denen die Schulden auf über 200 Millionen Euro stiegen, wirtschaftlich wieder Gewinn. Doch als eine Million Fans von der Meisterfeier nach Hause gegangen waren, sah man, dass dieser Erfolg seine Macher nicht glücklich machte, sondern zu Gegnern. Fünf der siebzehn Präsidiumsmitglieder sind inzwischen aus Protest gegen Präsident Laporta zurückgetreten, darunter sein einst engster Vertrauter, Vizepräsident Sandro Rosell. Rosell war es, der mit den Kontakten aus seiner Zeit als Nike-Manager den derzeit besten Fußballer der Welt, Deco, sowie Weltmeister Ronaldinho zu Barça lockte. Fußballteams können losgelöst vom Zirkus in ihrem Klub funktionieren, doch ob Barça ohne Rosell die erfolgreiche Transferpolitik fortsetzen kann? (…) Das Präsidium ist gemäß der Statuten handlungsunfähig, weil es nicht mehr die mindestens nötigen vierzehn Mitglieder hat. Durch den Verein fegt eine Säuberungswelle, die an Abrechnungen in einer Bananenrepubliksregierung erinnert.“

Geplanter Coup

Red Bull Salzburg erhöht unter Red-Bull-Chef Dieter Mateschitz Budget und Ambition – Michael Ashelm (FAZ 12.7.): „Gleich um die Ecke zum Flughafen wird tatkräftig an der Zukunft gewerkelt. Die Heimstätte der Fußballunternehmung ist noch fast neu. Das Stadion im Stadtteil Wals-Siezenheim wurde vor zwei Jahren für die EM fertiggestellt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Arena auch den Namen des Großinvestors tragen wird. Im Inneren bringen Helfer das Label des pink-roten Bullen schon an Mauern und Rängen in überdimensionaler Größe auf. Es sind junge Graffitikünstler, die aus New York und Berlin eingeflogen worden sind. An allen Ecken und Enden läßt sich etwas über die neue Zeitrechnung erfahren. Alte Traditionen des Vereins gelten nicht mehr, das Fußballprojekt mit neuen Farben und neuen Ansprüchen ist eine GmbH mit flacher Hierarchie, ohne Präsident, beaufsichtigt von den Marketing-Leuten des Mateschitz-Imperiums. Das schmeckt nicht jedem in der Stadt, obwohl die Nachfrage auf Saisondauerkarten die Rekordmarke schon gebrochen hat. Eine kleine Gruppe streitbarer Traditionalisten stürmte zuletzt bei einem Vorbereitungsspiel den Platz – nach genau 19 Minuten und 33 Sekunden. 1933 ist das Gründungsjahr des alten Vereins. Doch der sportliche Erfolg soll die kleine Opposition schon bald besänftigen. Ohnehin gehen alle Beteiligten davon aus, daß der auf edlem Konzeptpapier geplante Coup in der Praxis einfach klappen muß.“

Boom

Neuer Reichtum Salzburg und Österreich – Michael Smejkal (SZ 12.7.): „72 Jahre nach der Klubgründung löst just die Vereinsfarbe Richtungsstreitigkeiten aus. Denn als sich Austria Salzburg 1933 gegründet hatte, war der Vereinsname Austria ein Zeichen gegen eine Näherung Österreichs an Nazi-Deutschland, die Vereinsfarbe violett hatte politische Kraft. Sieben Jahrzehnte, drei Meistertitel und ein Europacup-Finale später ist alles anders, sogar Name, Vereinsfarbe und Zweck des Spielbetriebes. Seit der Milliardär Dietrich Mateschitz im heurigen Frühjahr den Klub gekauft und zum Marketinginstrument seines Energiedrinks Red Bull gemacht hat, erinnern die Salzburger ein bisschen an den großen FC Bayern München. (…) Drei Jahre vor der Heim-EM herrscht im österreichischen Fußball eine eigenartige Stimmung, die sich irgendwo zwischen Euphorie und Goldgräberlaune einordnen lässt. Zwar sorgte das Nationalteam in jüngster Zeit für wenige Höhepunkte und wird sich auch nicht für die WM in Deutschland qualifizieren, doch das alles tut dem Boom im Klubfußball keinen Abbruch: Noch nie wurde in Österreich vor einem Spieljahr auch nur annähernd so viel investiert.“

NZZ: Wettrüsten in Österreichs Bundesliga
FAS-Interview mit Dieter Dietrich Mateschitz

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