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Ball und Buchstabe

Stilistisch auf dem Niveau überregionaler Zeitungen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 21. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Stilistisch auf dem Niveau überregionaler Zeitungen

Olaf Sundermeyer (FAZ/Medien 20.7.) schickt Rund, dem neuen Fußball-Monatsmagazin, Blumen: „Die Fußballverleger nennen ihr neues Objekt „originell, frech und unkonventionell” und wirken ein wenig wie die Volksbank Dortmund-Hörde bei dem Versuch, mit einem Jeanssparbuch neue Zielgruppen zu erschließen. Das Heft selbst liest sich zum Glück nicht so gezwungen locker: Die Texte sind stilistisch auf dem Niveau überregionaler Zeitungen, für die sämtliche Autoren geschrieben haben und an deren Leser Rund sich immer noch richtet. Fotos, Bildschnitte und Layout erinnern an das Zeitgeist-Wirtschaftsmagazin brand eins. Porträts, Interviews und Hintergründe mischen sich mit satirischen Spitzen („Die elf größten Pflegefälle des deutschen Fußballs”) und Gastbeiträgen. Regelmäßig schreiben Hans Meyer und der Moderator Jörg Thadeusz. (…) Im Büro der Chefredaktion heißt es: „Vor allem wollen wir nicht nur den Journalisten gefallen, das ist der erste Schritt fürs Scheitern.” Doch sollten wir deshalb jetzt noch ein paar schlechte Worte über dieses neue Magazin verlieren?“

Ein Heft nur zum Durchblättern ist Rund nicht

Björn Wirth (BLZ/Media 21.7.) fügt hinzu: „Es gibt einige gute Geschichten in Rund: Die Reportage über Abbas Suan etwa, einen Palästinenser, der in der israelischen Nationalmannschaft spielt. Oder das Porträt über Walter Beckenbauer, den Bruder vom Franz, der selten bis gar nicht mit der Presse redet. Und natürlich das Interview mit Jürgen Klopp, in dem der erzählt, warum seine Freundin Ulla zu Hause manchmal unter der Klobrille liegt, er im Schlaf gern „Schieß doch endlich!“ ruft und immer noch den Tod von Winnetou beweinen kann. Für den Anfang sind das ganz schön viele gute Geschichten. Auch sonst hat das neue Magazin, das fortan monatlich dem Leser „unerwartete Themen und viele dringend erwartete Informationen“ liefern will, einige hübsche Ideen. Rund hat sich in den Lieblingskneipen von Bundesliga-Profis umgesehen, gläubige Spieler über ihre Meinung zum Papst befragt und erklärt, warum die Nationalmannschaft von Bermuda trotz jüngster Niederlage in der Fifa-Weltrangliste um drei Plätze gestiegen ist. Nun muss die nächste Ausgabe nur noch so stark anfangen, wie die erste aufhört, ein Fußballspiel dauert ja auch 90 Minuten und Schluss ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. Und ein Heft nur so zum Durchblättern ist Rund nun wirklich nicht.“

Das Original

Christoph Biermann (taz 21.7.) trennt die Stecktabelle heraus: „Vor gut 400 Jahren kaufte ich mein erstes kicker-Bundesliga-Heft, das ich heute noch besitze und sich besten Zustandes erfreut, weil ich herausfand, dass es selbstklebende Schutzfolie zu kaufen gibt. Deshalb kann ich auch sicher sagen, dass zwischen jenem ersten Sonderheft von 1973 und dem, das ich am letzten Montag gekauft habe, kein wesentlicher Unterschied besteht, auch wenn damals Willy Brandt noch Bundeskanzler war und sich die Menschen heute so genannte DVDs anschauen. Weil das so ist, ist dem aktuellen Sonderheft eine solche beigefügt, die drei Stunden lang ist. (Man hat jedoch schon nach drei Minuten das Gefühl, die ganze Zeit abgesessen zu haben, weiß hinterher aber zumindest, dass die Sportschau-Moderatorin Monica Lierhaus zwei Köpfe kleiner ist als kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh.) Im Heft selbst, das zu Recht mit dem Stempel „Das Original“ versehen worden ist, hat es im Vergleich zu den Vorjahrzehnten keine Änderungen gegeben. (…) Ach, ich könnte ewig so weitermachen und freue mich schon aufs nächste Jahr.“

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