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Interview

Die deutsche Elf im Confed-Cup

Oliver Fritsch | Montag, 25. Juli 2005 Kommentare deaktiviert für Die deutsche Elf im Confed-Cup

Nach wie vor wird die Zeit, in der Klinsmann Trainer ist, als neue Ära gewertet. Die Journalisten ziehen immer wieder schmeichelhafte Vergleiche mit seinen Vorgängern, die zwar selten namentlich erwähnt werden, aber als Referenz für die Vormoderne des deutschen Fußballs stehen. Die Linie reicht oft bis zu Berti Vogts. Diese Wertung der Zeitungen findet sich selbst in Sprachdetails.

Sprache und Rhetorik Klinsmanns werden, mit Ausnahme der zwei großen deutschen Tageszeitungen FAZ und SZ, auch von den wohlwollenden Redaktionen gerügt. Viele Journalisten klagen über Monotonie und Schönfärberei, die sie zu Beginn seiner Arbeitszeit für angebracht hielten, mittlerweile aber für hinderlich.

Die Journalisten mokieren sich über die angebliche Nähe der SZ zu Klinsmann, zunächst hinter vorgehaltener Hand, inzwischen auch öffentlich. Die taz spottet über „eine PR-Agentur aus dem süddeutschen Raum, die des Trainers Wort verkündet“. Die FR erkennt „das Leitmedium Klinsmanns, das er sich geschickt zunutze macht und das ihn auf dem Weg zum Titel mit Zuneigung begleitet.“

Den Fans im Stadion wird von den Medien eine große Rolle zugesprochen. Ihre Unterstützung für Robert Huth gilt als Rückendeckung für Klinsmann und ist, wenn auch nicht ausgesprochen und gedruckt, eine Ohrfeige für die
Bild-Zeitung, die Huth stark kritisiert, noch nach dem Turnier. Kritik an den Leipziger Buhrufen gegen Mexiko liest man in der taz, die sich eine Abgrenzung dazu auch von Klinsmann und Michael Ballack wünscht. Die ansteckende Euphorie, die die Journalisten den Zuschauern zuschreiben, deckt sich nicht ganz mit dem Bild, das sie im Gespräch vermitteln; Länderspielzuschauer gelten ihnen als fußballfremder als Vereinsfans.

Es gibt, neben Huth, fünf, allenfalls sechs Spieler, die eine Resonanz in den Zeitungen erfahren und deren Wort gefragt ist: Kapitän Ballack nimmt die Ausnahmeposition ein, über ihn wird meist in den höchsten Tönen geschrieben; von einer Schwalbe gegen Brasilien ist nichts zu lesen, über sein hartes Spiel ist nur in der BLZ geschrieben worden; der FAS verbittet sich Ballack eine solche Frage – mit Erfolg, übrigens. Oliver Kahn wird oft zitiert, wenn auch nicht mehr so oft wie in den letzten Jahren, sein Bild ist kontrovers; nur für die Bild-Zeitung ist er noch der „Titan“. Aufsteiger des Turniers sind Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski, die den Aufbruch der Klinsmann-“Epoche“ symbolisieren; selbst mit seinen simplen (nicht abwertend gemeint) Antworten punktet Podolski etwa gegen die smarte Eloquenz Arne Friedrichs. Sein Interview in der FAS (26 Antworten in 13 Minuten) ist Legende geworden. Auch Per Mertesacker ist inzwischen ein gefragter und geschätzter Interviewpartner. Eine Außenseiterposition hat Bernd Schneider inne, er ist der komische Vogel. Von anderen Spielern (Frings, Ernst, Friedrich, Kuranyi, Deisler, Hanke, Asamoah etc.) liest man wenig.

siehe auch: Die Torwartfrage

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