Unterhaus
Proletarische Antwort auf die großbürgerliche Eintracht
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| Donnerstag, 4. August 2005Sehr lesenswert! Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 4.8.) ergründet Offenbacher Sein: „Im Schatten Frankfurts fühlen sie sich traditionell blockiert, verkannt von der vermeintlich übermächtigen Nachbarstadt. Der OFC ist die proletarische Antwort zur groß- bis gutbürgerlichen Eintracht geblieben. Südlich des Mains haben sie es dem DFB jahrzehntelang nicht verziehen, 1963 nicht als Gründungsmitglied der Bundesliga auserkoren worden zu sein. Sie haben sich ins Zeug geworfen, um nachzubessern, es der Eintracht, dem DFB zu zeigen. Sie übernahmen sich in der Bundesliga und auf dem Weg dahin, erkauften den Höhenflug mit dem Schuldenberg von fünf bis sechs Millionen Mark. Ihre Bundesliga-Vita wird von großen Trainer-Namen (Buchmann, Cajkovski, Gutendorf, Klötzer, Lorant, Oswald, Rehhagel) flankiert. Uwe Bein kickte für den OFC, Jimmy Hartwig, „Siggi“ Held, die Kremers-Zwillinge, Erwin Kostedde, Gernot Rohr, Winfried Schäfer, Rudi Völler; im Tor stand Oliver Reck. Den Ruf als Skandalnudel der Liga bekam der OFC, als ihr Präsident Horst-Gregorio Canellas den Bundesliga-Skandal publik machte. Da war es wieder: das Bild vom Klub, gegen den sich alle Mächte verschworen haben, um den das Glück schon einen Bogen machte, als man 1950 das deutsche Endspiel 1:2 gegen den VfB Stuttgart und neun Jahre später gegen die Frankfurter Eintracht (3:5 nach Verlängerung) verlor. Das schmerzt ewig. Den vermeintlich fetten Jahren folgten Jahrzehnte in der Anonymität von Oberliga und Regionalliga. Geblieben war den Kickers ihr Bieberer Berg und ein leidensfähiges Publikum.“
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