Bundesliga
Moderner Patriarch
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| Freitag, 12. August 2005Hannover – Jörg Marwedel (SZ 12.8.) kommentiert den Rücktritt Martin Kinds: „Der Alles-Entscheider, zu dessen Lieblingsvokabeln Begriffe wie ‚Turnaround’, ‚operative Umsetzung’ oder ‚Planungssicherheit’ gehören, trat den Beweis an, dass wirtschaftliches Know-how im heutigen Fußballgeschäft noch schwerer wiegt als persönlicher sportlicher Sachverstand, denn den kann man sich ins Haus holen. Als der letzte ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Bundesliga den Klub 1997 übernahm, spielte der in der Regionalliga und stand mit 8,7 Millionen Mark Schulden vor der Insolvenz. (…) Nach dem Erstliga-Aufstieg 2002 erntete Kind zwar Kritik, weil er im Umgang mit dem leitenden Personal nicht immer glücklich agierte und öffentlich mit dem damaligen Trainer Ralf Rangnick und Sportdirektor Ricardo Moar stritt. Doch letztlich zahlten sich die Investitionen ins Team aus, Hannover etablierte sich in der ersten Liga. Ohne den modernen Patriarchen Kind dürften nun Fußball-Manager Ilja Kaenzig und der Kind-Vertraute und Anwalt Karl-Heinz Vehling weiter an Einfluss in dem aus mehreren Gesellschaften bestehenden 96-Geflecht gewinnen.“
FR: Vakuum in Hannover
Randfigur und Retter
Nürnberg – Markus Lotter (Welt 12.8.) bestimmt das Verdienst Michael A. Roths: „Großzügig war Michael Adolf Roth schon immer, der herzliche Dank blieb aber meistens aus. Kosenamen wurden ihm nie verliehen, in den Sprechchören der Fans wurde sein Name selten skandiert. Und bei Ehrenrunden, die bei den zahlreichen Aufstiegen des Clubs in den vergangenen Jahren zuhauf gedreht wurden, war er immer nur eine Randfigur. Für den ‚Napoleon vom Valznerweiher’, der den Boulevard mit seinen gelegentlichen Wutausbrüchen regelmäßig erfreute, ist zu viel öffentliche Nähe aber auch ein Greuel. Trotzig sagt er: ‚Es ist nicht nötig, mir zu danken.’ Dabei ist man sich im Frankenlande einig: Ohne den ehemaligen Amateurboxer gäbe es in Nürnberg keinen Bundesliga-Fußball mehr zu bestaunen. Immer wieder war er in wirtschaftlichen Notlagen mit seiner Privatschatulle zur Stelle.“