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Bundesliga

Geschichte wiederholt sich, nur umgekehrt

Oliver Fritsch | Samstag, 13. August 2005 Kommentare deaktiviert für Geschichte wiederholt sich, nur umgekehrt

Vor dem Spiel der Nachbarn Dortmund und Schalke schreibt Richard Leipold (Tsp 13.8.): „Im westlichen Fußballrevier ist ein Paradigmenwechsel im Gange. Der Erzrivale aus Gelsenkirchen nimmt mit einer teuren Mannschaft die Verfolgung des FC Bayern auf. Die Dortmunder hingegen sind froh, überhaupt noch dabei sein zu können. Die Geschichte wiederholt sich, nur umgekehrt: Einst stand Schalke vor der Pleite, und Dortmund schickte sich an, die Bayern zu jagen. Nun ist Schalke der große Investor, und Dortmund muss sich gesundschrumpfen. (…) Weil es an Geld fehlt, wollen die Dortmunder mit Mannschaftsgeist den Qualitätsverlust ausgleichen – wie vormals die Schalker.“

FR: Beim Revierschlager ist nichts mehr, wie es noch vor wenigen Jahren war

Wie viel Hitzfeld steckt in Henke?

Tobias Schächter (SZ 13.8.) bemerkt zur schweren Aufgabe des Kaiserslauterer Trainers: „Wer mit dem Teufel Suppe essen will, der braucht, so wird behauptet, einen langen Löffel. Und es wird vermutet, dass Fußballlehrer Michael Henke einen sehr langen Löffel braucht, denn Henke hat sich mit dem Teufel an den Tisch gesetzt. Die Frage, ob es dem langjährigen Assistenten von Ottmar Hitzfeld auf seiner ersten Station als Cheftrainer gelingt, den 1. FC Kaiserslautern zu zähmen, ist eine der spannendsten der neuen Saison. Denn die Zeiten, in denen ein Besuch im Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg für jeden Gegner gefahrenreich wie ein Gang durch die Hölle war, sind Folklore. Der erste Klub in der Pfalz beschäftigte sich zuletzt mit sich selbst, seinen Finanzproblemen, einer disharmonischen Mannschaft und Anhängern, deren Gunst erst wieder erworben werden muss. (…) Seit seinem Amtsantritt in der Pfalz bekommt er von jedem Journalisten die eine Frage zu hören: Wie viel Hitzfeld steckt in Henke? Wie viel Henke in Hitzfeld steckt, hat noch niemand gefragt. (…) Der Henke von Henke heißt Manfred Rauscher.“

Wie schlechtes Wetter im August

Gerd Schneider (FAZ 13.8.) beschreibt das Verhältnis des Nürnberger Anhangs zu Michael A. Roth, der heute 70 wird und eine Stadionrunde Würstchen spendiert: „Mit seinem leuchtend weißen Haarschopf, seinem eisgrauen Bart und dem patriarchalischen Habitus wirkt der nur 1,63 Meter große Roth heute wie ein Relikt aus einer Zeit, als sich die Eichbergs und Ohms Fußballklubs aus purem Vergnügen zu leisten schienen. Doch man darf sich nicht täuschen. Roth ist keiner dieser einstigen Sonnenkönige. Er hat aus einem Einmannbetrieb ein Unternehmen (ARO) aufgebaut, das in Europa 140 Filialen hat und 150 Millionen Euro pro Jahr umsetzt. Auch der 1. FC Nürnberg funktioniert heute, soweit das in dieser Branche möglich ist, nach den Gesetzen der wirtschaftlichen Vernunft. Was aber nicht heißt, daß Roth nicht mehr zu unbedachten Äußerungen neigte. Er regiert den Club nach wie vor nach Art eines Duodez-Fürsten. Doch inzwischen nehmen die Nürnberger ihren Roth so hin wie schlechtes Wetter im August: Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern.“

Trainer ohne Eigenschaften

Matthias Wolf (BLZ 13.8.) würdigt die Arbeit Friedhelm Funkels: „Wenn es vorbei war, packte er stets leise seine Sachen, flog in sein Domizil auf Mallorca und wartete auf Offerten. Im Sommer 2004 rief die Eintracht an, die von Ralf Rangnick einen Korb erhalten hatte. Der fand den Kader zu schlecht. Funkel übernahm den Job. Nur einmal sagte er nein: Als er die Nationalelf für neun Monate bis zum geplanten Amtsantritt von Christoph Daum übernehmen sollte. Dafür war er sich zu schade. Doch der Vorgang beweist, wie sehr Funkel geschätzt wird. Er ist kein Konzepttrainer wie Rangnick oder Rapolder, kein Lautsprecher wie Neururer. Er verrichtet seine Arbeit unauffällig, sachlich, solide. Mancher Vereinsführung, die von Glamour träumt, ist das zu wenig. Vielleicht ja auch den Frankfurtern, die ihm zweimal nur einen Einjahresvertrag gaben. Solche Papiere hätte sonst kaum einer unterschrieben. (…) Womöglich haben sie am Main ja die Qualität des Mannes erkannt, der als Trainer ohne Eigenschaften oft verkannt wurde.“

Kurskorrektur

Wohin führt Leverkusens Weg, Frank Hellmann (FR 13.8.)? „Der Konzern-Klub hat sich aus dem Reigen der Jäger verabschiedet: Weil die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH unter der Ägide des generösen Reiner Calmund gewaltige Schulden anhäufte – die die Bayer AG schweigend beglich – werkelt Holzhäuser an der Kurskorrektur.“

Welt-Interview mit Klaus Augenthaler
BLZ: Bayer Leverkusen will die Bayern düpieren

SZ-Interview mit Roy Makaay
Tsp-Interview mit Gilberto, Hertha BSC
FR-Interview mit Marko Rehmer

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