Bundesliga
Festhalten an Bewährtem, Mißtrauen gegenüber Neuem
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| Montag, 29. August 2005Die Stuttgarter Personalie Zvonimir Soldo nach dem 1:1 in Bremen – Gerd Schneider (FAZ 29.8.) liest den vorlauten Kritikern an Giovanni Trapattoni die Leviten: „Jeder weiß, daß Trapattoni in Stuttgart viel verändern muß. Also fing er damit an, daß er einen Siebenunddreißigjährigen auf die Bank setzte und junge Kräfte aufbot. Der weise Fußball-Lehrer wird damit gerechnet haben, daß der Umbau nicht ohne Knirschen vor sich geht – aber gewiß nicht damit, daß ihn viele Medien deshalb gleich zum Dr. Seltsam erklären und an seinem Fußball-Verstand zweifeln. Die Kritiker werden sich nun nach der Leistungssteigerung des VfB bestätigt fühlen. Aber es spricht nicht für die Stärke einer Mannschaft, deren Wohl und Wehe von einem einzigen Spieler abhängt, der auf die Vierzig zugeht. Hinter der öffentlichen Entrüstung im Fall Soldo wird eine Geisteshaltung sichtbar, welche den Bundesliga-Fußball viel zu lange geprägt und gelähmt hat: das Festhalten an Bewährtem, Mißtrauen gegenüber Neuem, Risikovermeidung, Ergebnisfußball statt Erlebnisfußball.“
Zu ewigen Anwärtern degradiert
0:3, die Berliner lassen sich von den Bayern die Nägel schneiden; Heinz-Wilhelm Bertram (FTD 29.8.) beobachtet es mit Resignation: „So geht das nun seit Jahren mit der Hertha: Vor jedem Saisonbeginn will der Verein ‚in drei, vier Jahren’ ein ernster Titelkandidat sein. Dann gibt es beim Champion eine deutliche Niederlage, und man verschiebt das Meisterschaftsvorhaben lieber um ein paar Jahre. Das ist das wirklich Bewundernswerte am FC Bayern, dass er die hartnäckigsten Plagegeister Jahr für Jahr, Dekade für Dekade zu ewigen Anwärtern degradiert.“
Gewittrige Stimmung
Roland Zorn (FAZ 29.8.) schaut in die Gesichter der Verlierer aus Nürnberg: „Geladen präsentierten sich die Oberfranken des FCN [if: So ist das mit den Synonymen: Oft wissen wir Leser nicht, wer gemeint ist, und manchmal sind sie schlicht falsch. Nürnberg liegt, laut eines empörten Zwischenrufs aus dem freistoss-Team, in Mittelfranken.] nach ihrem Frankfurter Flop in einer Mischung aus Wut, Trotz und mühsam zur Schau gestellter Gelassenheit. Ob Vereinspräsident Michael A. Roth, Trainer Wolfgang Wolf oder Kapitän Mario Cantaluppi – alle, die beim 1. FC Nürnberg sportlich und wirtschaftlich in der Pflicht und Verantwortung stehen, verbreiteten zwei Wochen vor der schwersten Saisonprüfung gegen Meister Bayern München eine gewittrige Stimmung, die kommende Donnerschläge ankündigte.“