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Internationaler Fußball

Die alte Streitfrage des afrikanischen Fußballs

Oliver Fritsch | Mittwoch, 7. September 2005 Kommentare deaktiviert für Die alte Streitfrage des afrikanischen Fußballs

Christof Kneer (SZ 7.9.) schildert Last und Aufgabe Stuart Baxters: „Er ist Trainer von Südafrika, und da beginnt der Abschied in jenem Moment, in dem man ankommt. In den letzten elf Jahren hat dieser Verband zwölf Trainer verbraucht. Wohlgemerkt, Stuart Baxter ist noch nicht entlassen, er ist nach wie vor der Coach. Aber es hat wohl selten einen amtierenden Trainer gegeben, der sich so entlassen gefühlt hat. (…) Es ist wohl die Mischung aus dunkler Verbandsmacht, überzogenen Erwartungen und starken Patriotismusgefühlen, die den Trainerjob am Kap zur größten Herausforderung der Branche gemacht hat. ‚Es kann sein, dass sie dir vorhalten, zu viele weiße Spieler zu berufen, und dann sind es plötzlich zu viele schwarze. Oder es sind entweder zu viele aus Europa oder zu wenige’, sagt Baxter. Es geht auch um die alte Streitfrage des afrikanischen Fußballs: Sind die europäischen Klubs schuld, weil sie ihre teuren Profis ungern den Strapazen eines Langzeitfluges bis an den Südzipfel des afrikanischen Kontinentes aussetzen? Oder sind die Fußballverbände haftbar zu machen, die sich stur stellen und ihre Legionäre in jedem Länderspiel dabei haben wollen? Und wie mischen die patriotisch gestimmten Medien mit, die in Südafrika gelegentlich ein bisschen zu direkt mit dem Fußballverband vernetzt sind?“

Trainer ohne Macht

Selbst seine strenge Fußball-Sozialisation helfe Baxter nicht, fügt Ronny Blaschke (BLZ 7.9.) hinzu: „Stuart Baxter wurde in England geboren und ist in Schottland aufgewachsen. Er ist als Spieler durch die Provinz getingelt, hat in Preston gekickt, in Stockport und später in Dundee. Seit der Kindheit kennt er die grobe Kunst der Verteidigung, und eigentlich glaubte er, ihn könne nichts mehr erschüttern. Vor achtzehn Monaten wurde Baxter dann Nationaltrainer in Südafrika – und heute weiß er, er hat sich getäuscht. Denn die schottischen Grätscher von einst wirken gegenüber seinen Kritikern am Kap wie ein Knabenchor aus der Grundschule. Er hat es mit Gegnern zu tun, gegen die er kaum eine Chance hat, wie er offen zugibt. Baxter führt in Südafrika ein Leben zwischen Faszination und Entrüstung. Er hat Mannschaften in Norwegen, Schweden, Japan und Portugal trainiert. Jetzt ist er zum ersten Mal in seiner Laufbahn ein Trainer ohne Macht.“

Tsp: Südafrika hat den absoluten Tiefpunkt erreicht: drittklassig in Afrika

Vorwärtsverteidiger

Ronald Reng (FR 7.9.) beschreibt Sergio Ramos, den teuren Zugang Real Madrids, als jungen Markus Babbel: „Von den steilen Tribünen der spanischen Stadien sieht man das kindliche Gesicht nicht, nur die Reife seiner Bewegungen, und vor dem inneren Auge verwandelt er sich in den jungen Babbel, der 1991 als 19-Jähriger sein Debüt für Bayern München gab, der schon als 23-Jähriger eine Garantie in der deutschen Elf war, die 1996 Europameister wurde. Man hat in Deutschland die Außergewöhnlichkeit Babbels nie anerkannt, damals dachte man, solche Verteidiger gebe es regelmäßig. Erst heute, wo sie in Deutschland kläglich vermisst werden, weiß man es besser. Wie ähnlich ihr Stil ist: gedankenschnell, standfest, sauber in der Technik, immer aufrecht, was bei Ballgewinn den sofortigen Pass ermöglicht. Ramosbabbel. Das Besondere an Verteidigern wie ihnen ist im Vergleich mit Christian Wörns gut zu erkennen. Wörns – im Duell eins gegen eins ein starker Verteidiger – lauert lange auf den Moment, in dem er den ballführenden Gegner angreift. Er ist deshalb ständig im Rückwärtsgang, er zieht so die ganze Abwehr, die gesamte Elf, zwangsläufig mit sich bis tief in die eigene Spielhälfte zurück, wo sie dann – selbst wenn Wörns den Ball gewinnt – erst einmal wieder herauskommen muss. Ramosbabbel schiebt die Abwehr, die ganze Elf, automatisch nach vorne, weil er Pass und Bewegung des Gegners antizipiert und vorwärts läuft, um ihm zuvorzukommen. (…) Ramosbabbel begreift blitzartig, wann der Platz da ist, nach vorne zu ziehen.“

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