Bundesliga
Eine Marke
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| Dienstag, 20. September 2005Kritik durch die Medien, Kritik innerhalb des Vereins, Alkoholismusgerüchte – schließt sich die Schlinge um Rudi Assauers Hals? Roland Zorns (FAZ 20.9.) Huldigung klingt nach Abschied: „Auch die schärfsten Kritiker des an die proletarischen Ursprünge des populären Vereins erinnernden Assauer müssen zugeben, daß der Mann eine Marke, eine Type, ein Original in seiner Gewichtsklasse ist. Doch die Assauers – vorher schon Calmunds, irgendwann sogar Hoeneß – der Bundesliga sind eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Wie anderswo in der Gesellschaft auch sind die leisen, glatten, austauschbaren, angepaßten, grau in grau daherkommenden Fach- und Sachbearbeiter des Fußballs längst dabei, sich Machtpositionen anzueignen. Mustermachos mit Stehvermögen, und sei es auch mal am Tresen, haben eigentlich ausgedient. (…) Daß sich seine Zeit als Manager allmählich dem Ende zuneigt, ist dem Ober-Schalker seit längerem bewußt. Die Zeit danach zeichnet sich schon ab: Sie wird ‚auf’ Schalke nicht bunter werden und damit im Bundesliga-Mainstream ihre Verankerung finden.“
Unkultur der unkontrollierten Äußerung
Christoph Biermann (SZ 20.9.) kommentiert die Debatte um Rang und Aufgabe Assauers in Schalke: „Während draußen noch über Ralf Rangnicks Zukunft debattiert wird, hat intern eine überfällige Diskussion über die Rolle des Managers begonnen. Auslöser ist dessen Kritik nach der Niederlage in Eindhoven. Dass er so eine laufende Kampagne gegen den Trainer befeuerte, bestreitet nur Assauer selbst. Er sagte, dass er sich ‚Luft verschafft’ habe. Das dürfte sogar stimmen, aber es gibt in Schalke seit langem eine Unkultur der unkontrollierten Äußerung, die bereits Rangnicks Vorgängern das Leben schwer gemacht hat. Assauer ist beileibe nicht der einzige Protagonist des Klubs, der mit flapsigen Sprüchen die Trainerarbeit unterlaufen hat, aber sein Wort hat eben doch ein besonderes Gewicht. Und das weist auf ein weiteres Problem hin: Schließlich hält sich bei vielen Fans noch immer der Glaube, dass Assauer bei Schalke wie ein Patriarch alle wichtigen Entscheidungen fällt. Also auch den Trainer rausschmeißt, wenn ihm dessen Nase nicht passt. Daher ist längst überfällig, dass die veränderten Verantwortlichkeiten im Klub auch öffentlich abgebildet werden. (…) Wenn Schalke ein ernsthafter Konkurrent um die deutsche Meisterschaft werden will, reichen nicht nur teure Transfers. Auch die Vereinsführung muss auf dem Spitzenniveau agieren.“
Neue Geschütze
Richard Leipold (FAZ 20.9.) blickt auf den Trainer: „Der Gewinner scheint Rangnick zu sein. Gerade noch heftig in der Kritik, kann er sich trotz sportlichen Stillstands in Ruhe anschauen, wie der Manager seine Bataillone ordnet und wie dessen Widersacher neue Geschütze auffahren. Verschiedene Spieler von Rang und Namen haben Rangnick jüngst das Vertrauen ausgesprochen. Insofern hat er der Ikone Assauer etwas voraus.“
FR: Wontorras Blackout – Entschuldigung bei Assauer
Nicht-Verhältnis
Bleibt Rudi Völler Trainer in Leverkusen? Eher nicht, sagt er, und Erik Eggers (FR 20.9.) wundert sich über die abweichende Aussage Wolfgang Holzhäusers, der die Hoffnung hegt, Völler als Trainer zu halten: „Es stellt sich die Frage, wie die beiden Männer, die das havarierte Leverkusener Schiff wieder in sichere Gestade steuern sollen, miteinander kommunizieren. Insider wissen nicht erst seit gestern, dass das Verhältnis eher einem Nicht-Verhältnis gleicht.“
Ulrich Hartmann (SZ 20.9.) fügt hinzu: „Dass die beiden wichtigsten Figuren des Klubs einander provozieren, statt Einigkeit zu demonstrieren, wirft kein gutes Licht auf den Verein. Der Geschäftsführer gilt als umstritten. Seit Reiner Calmund und dessen Manager-Azubi Ilja Kaenzig Bayer Leverkusen im vergangenen Jahr verlassen haben, leitet Holzhäuser den Klub nebst Manager Michael Reschke praktisch allein und überzeugt dabei allenfalls als Fachmann in Wirtschafts- und Finanzfragen.“
NZZ: der gedungene Trainer Völler
Welt-Interview mit Torsten Frings