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Bundesliga

Gesunde Wurzeln

Oliver Fritsch | Samstag, 24. September 2005 Kommentare deaktiviert für Gesunde Wurzeln

Alle, fast alle, hoffen auf einen Sieg des Hamburger SV und auf Spannung in der Meisterschaft; auf Spannung hofft auch Stefan Hermanns (Tsp 24.9.), doch fordert er Nachhaltigkeit: „Wieso soll in Deutschland nicht funktionieren, was in Spanien, England oder Italien völlig normal ist? Dass die Liga von zwei oder mehr Mannschaften dominiert wird und nicht immer von derselben? Wer sich jedoch mit den Bayern auf Dauer messen will, braucht kein schnelles Wachstum, sondern gesunde Wurzeln; eine ruhige Entwicklung statt überzogener Ansprüche. Sollte der HSV heute gewinnen, ist es in Hamburg mit der Ruhe fürs Erste vorbei. Für eine spannende Bundesliga wäre es nicht schlecht, wenn diese Saison völlig spannungsfrei verläuft.“

An Statur gewonnen

Frank Heike (FAZ 24.9.) beschreibt die Reifung Thomas Dolls: „Es ist in dieser Woche viel davon gesprochen worden, wie ein Amt den Menschen verändert. Gemeint war natürlich das Amt des Bundeskanzlers, nicht der Job eines Bundesligatrainers. Doch wer Thomas Doll in den vergangenen elf Monaten und dieser Tage vor dem Gipfeltreffen beobachtet hat, konnte die Entwicklung von Duzobjekt Dolly zum respektierten Herrn Doll sehen. Der Trainer des Hamburger SV hat seit dem 15. Oktober 2004 deutlich an Statur gewonnen. Und das ist keinesfalls zu seinem Nachteil, auch wenn nun nicht mehr jeder Wunsch erfüllt wird. Es gibt ihn noch, den netten, unverbindlichen, harmlosen Thomas Doll, der immer noch mehr Spieler ist als Trainer. Aber er wird immer häufiger vom kritischen, diplomatischen, im Sinne des großen Ganzen denkenden Herrn Doll überlagert. Doll hat sich zu einem angesehenen Teil der Bundesliga-Gesellschaft entwickelt. (…) Die Spieler lernen in dieser Saison einen anderen Trainer kennen. Einen, der sich nicht mehr bei jedem Fehltritt vor sie stellt.“

Fußball-Nomade

Nicht nur Jörg Marwedel (SZ 24.9.) frisst einen Narren an Timothee Atouba: „Wenn er im eigenen Stadion an der linken Seitenlinie zu einem seiner Sturmläufe ansetzt, raunt das Publikum wie bei einer gewagten Zirkusnummer ohne Netz, denn Atouba beherrscht viele Tricks. Eigentlich ist Atouba Außenverteidiger. Solche Spieler sind im Fußball selten für die Unterhaltung zuständig. Sie sollen für Sicherheit sorgen, für schnörkelloses Spiel nach vorn statt für riskante Manöver. Er selbst sieht das freilich anders. (…) Erst wenige Wochen ist Atouba in Deutschland, und längst ist er eine der größten Attraktionen in der Bundesliga. Neben Rafael van der Vaart gilt er als eindrucksvollster Beleg für die hochgelobte jüngere Personalpolitik des HSV, die selbst den anspruchsvollen Münchner Experten Hoeneß, Rummenigge, Beckenbauer Respekt abringt. (…) Atouba ist einer dieser modernen, anpassungsfähigen Fußball-Nomaden, die sich überall auf der Welt zurechtfinden, und sei es am Nordpol.“

FR: wie der HSV zum Branchenführer Bayern München aufschließen will
NZZ: der HSV zwischen Modernisierung und Denkmalpflege

Schritt nach oben

Daniel Theweleit (BLZ 24.9.) prophezeit dem 1. FC Köln den Aufschwung: „Dieser 1. FC Köln ist auf dem Weg, einer jener Klubs zu werden, die sich um Plätze im oberen Tabellendrittel bewerben. Vielleicht noch nicht sofort – das Ziel in dieser Spielzeit lautet, 40 Punkte zu erreichen. Und im Gegensatz zu den Träumereien der jüngeren Vergangenheit fußt die Zuversicht diesmal keineswegs auf rheinischem Größenwahn. Finanziell ist der Klub gesund, das neue Stadion funktioniert, und endlich scheint jener entscheidende Schritt zu gelingen, an dem der Klub in den vergangenen drei Jahren wiederholt scheiterte. Unter Friedhelm Funkel und Huub Stevens gelangen zwar Aufstiege, aber Spielkultur, eine Idee von zeitgemäßem Fußball und eine Mannschaft mit Perspektive blieben unerfüllte Wünsche. Jetzt ist Uwe Rapolder da, der alles andere ist als ein Ergebnistrainer vom Schlage Funkel und Stevens. (…) Beim 1. FC Köln versteht man Rapolder immer besser.“

Tsp: wie Uwe Rapolder in Köln zurechtkommt

FR: wie der VfL Wolfsburg in dieser Saison Platz 9 meiden will

FAZ-Kommentar zur Sperre für Jermaine Jones und zum Freispruch für Daniel van Buyten

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