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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Undeutsch

Oliver Fritsch | Donnerstag, 13. Oktober 2005 Kommentare deaktiviert für Undeutsch

Christof Kneer (SZ 13.10.) kommentiert Spiel und Erfolg der U21: „Das ist die vielleicht undeutscheste Mannschaft seit langem. Sie spielt mit Kurzpässen, Flügelläufen und allem, und ihre EM-Qualifikationsgruppe hat sie klar gewonnen (…) Es ist ein von der Sonne verwöhnter Jahrgang, der sich nicht einmal davon beeindrucken lässt, wenn ihm mal eben eine halbe Elf abhanden kommt. Die besten Spieler der Baujahre 1983 und jünger spielen längst bei Jürgen Klinsmann. Unter normalen Umständen dürfte man es einen erfreulichen Trend nennen. Aber der Trend besagt auch, dass der Unterbau gar kein Unterbau mehr ist. Er ist schon fast das Hauptgebäude. Deutschland hat so viele Talente wie nie zuvor, aber es fehlt das, was man den gestandenen Spieler nennt. Das so genannte beste Fußballalter zwischen 27 und 30 erschöpft sich im Prinzip in einem Spieler namens Ballack, und so kommt es, dass die Talente in Pflichten genommen werden, für die sie schwerlich schon taugen können. (…) Der deutsche Fußball muss jetzt büßen für seine Sünden von einst. Allzu sorglos ist die Sportart in den Neunzigern unter der Ägide des vermeintlichen Jugendpflegers Vogts vor sich hin verwaltet worden; stolz hat man die eigene Titelsammlung inspiziert und sich wenig daran gestört, dass der Nachwuchs nicht mehr konkurrenzfähig war. Es hat eine schräge Ironie, dass aus Deutschland, dem Land der Wettbewerbsbestien, fürs Erste ein Juniorenland geworden ist, gerade jetzt, da man bei der heiligen Heim-WM ein paar praxisharte Profis ganz gut gebrauchen könnte.“

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