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Deutsche Elf

Vertrauensvorschuss fast aufgezehrt

Oliver Fritsch | Freitag, 14. Oktober 2005 Kommentare deaktiviert für Vertrauensvorschuss fast aufgezehrt

Klaus Hoeltzenbein (SZ 14.10.) empfiehlt Jürgen Klinsmann mehr Nähe zu Deutschland und der Bundesliga: „Irritierend ist, dass er und sein Team drauf und dran sind, es sich sogar mit den Wohlmeinenden ihrer Mission zu verderben. (…) Für sein Programm steht der Cheftrainer persönlich, auch dafür gibt es das stolze Honorar. Zudem könnte Klinsmann ja im fiebernden WM-Land wie ein politischer Reformer für seine Ideen werben. Klinsmann begnügt sich weiter mit Ferndiagnosen. Doch das Thema ist nicht mehr sein Wohnsitz, das Thema ist seine Präsenz. Reicht sie aus, um den Nationalspielern, wie er selbst fordert, eine 24-Stunden-Fixierung auf die WM vorzuleben? Reicht sie, um weitere Rückschläge abzufedern? Es sieht so aus, als habe der seltene Gast mit der gewaltigen Aufgabe seinen Vertrauensvorschuss fast schon aufgezehrt. Bei einer Enttäuschung in Frankreich scheint zwar in Kalifornien weiter die Sonne. Aber im deutschen Winter heulen die Wölfe.“

Stimmungen

Andreas Lesch (BLZ 14.10.) warnt Klinsmann: „Die Bundesliga murrt weiter fleißig gegen den Bundestrainer – und der ist nicht bereit, seinen Rückflug in die USA um ein paar Tage zu verschieben. Wäre Klinsmann beim Spiel Schalke gegen Bayern aufgekreuzt und hätte ein paar Klubvertreter vorher mit einem schick inszenierten Gipfeltreffen bedacht, hätte er die Stimmungslage fürs Erste vermutlich entspannt. Doch Klinsmann scheint ab und an Sturheit mit Konsequenz zu verwechseln; das erhöht die Zahl seiner Gegner. Vielleicht ist es Zufall, dass Christoph Daum, der Türke auf Zeit, am Bosporus den Fremdenführer für die deutsche Mannschaft spielte und im Fernsehen ausdauernd ihr Spiel analysierte. Vielleicht ist es ebenso Zufall, dass Ottmar Hitzfeld, der Frührentner auf Zeit, jetzt öffentlich verkündete: ‚Ich steige wieder ein.’ Doch in den Wirren des Jahres vor der Weltmeisterschaft könnte es noch manch überraschende Wendung geben. Wer weiß, wie Franz Beckenbauer reagiert, wenn er irgendwann den Eindruck hat, dass das Tief der deutschen Elf von Dauer ist – und wenn er Angst bekommt, dass sie bei der WM chancenlos bleibt? Stimmungen können sich ändern, der Applaus und die Pfiffe der Hamburger Fans haben das gezeigt.“

Verständlich

Jan Christian Müller (FR 14.10.) stimmt ein: „Die Irritationen sind verständlich. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es hat keinen Sinn, die leidige Wohnsitz-Debatte noch einmal neu aufzurollen. Jürgen Klinsmann ist ein Mann, der seine Freiheiten braucht. Das war schon so, als er noch Nationalspieler war, es auf weit über 100 Länderspiele gebracht hat und meistens gut spielte, obwohl er sich nicht immer im Kreis der Mannschaft aufhielt. Aber seine Aufenthaltsdauer in Deutschland diesmal unplanmäßig um drei Tage zu verlängern, wäre nicht zu viel verlangt gewesen von einem Mann, der das Gehalt eines Top-Managers überwiesen bekommt und von dem man deshalb erwarten kann, dass er Termine kurzfristig umlegt.“

Bildstrecke Deutschland-China (1:0), faz.net

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