Bundesliga
Schalke 04 – Bayern München 1:1
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| Montag, 17. Oktober 2005Zwei Themen stehen im Zentrum: Schiedsrichter Michael Weiners Elfmeterpfiff in der Nachspielzeit für Schalke und das mäßige Niveau des Spiels. „Weil der Schiedsrichter nicht mitspielt, können die Bayern ausnahmsweise das 1:0 nicht verteidigen“, schreibt die FAZ, die FR notiert gar ein „Elfmetergeschenk“. Die BamS hält das Wortspiel „Das war zum Heulen, Herr Weiner!“ für gut genug für eine Schlagzeile.
Uninspiriert
Über das Spiel, immerhin das Duell zweier deutscher Champions-League-Teilnehmer, wird auch noch geschrieben: Holger Pauler (taz) erlebt ein Déjà-vu: „‚Länderspiel war schon’, hätte man spätestens zur Halbzeit den Akteuren – vor allem dem halben Dutzend bundesdeutschen Nationalspielern – am liebsten hinterher rufen wollen. Ähnlich uninspirierte Auftritte war man zuletzt eher von der DFB-Elf gewohnt: lässiges, tempoarmes Ballgeschiebe der Bayern, Verwirrung in der Schalker Hintermannschaft. Christoph Biermann (SZ) verweist auf Schalkes Defizit: „Schalke muss sich nach dem neunten Spieltag eingestehen, dass sich die Probleme aus der Vorsaison noch nicht geändert haben: Schon damals spielte Schalke für ein Spitzenteam zu wenig Torchancen heraus und schoss zu wenig Tore.“ Andreas Morbach (FTD) wirft erleichtert ein: „Immerhin macht auf Schalke noch niemand ‚Kalifornien-Klinsmann’ für die lauen Leistungen der beiden Neuzugänge Fabian Ernst und Kevin Kuranyi verantwortlich.“ Boris Herrmann (BLZ) lenkt den Blick auf die Leistung der Bayern: „Die wenigen Konter vertölpelten sie mit einer Arroganz, als ob sie beim Wiesenkick 10:1 in Führung gelegen hätten. Eine Arroganz, die den FC Bayern die Tabellenführung kostete.“ So bleibt Paulers trübes Fazit: „Beide Seiten, Bundesliga und Nationalmannschaft, haben ein Problem: das fehlende Niveau des deutschen Fußballs. Die vermeintliche Spitzenbegegnung vom Wochenende bestätigte dies. Meisterlich ambitioniert trat keines der beiden Teams auf.“
Links:
Tsp: Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell kommentiert die Schiedsrichterleistung
Tsp-Spielbericht
Mainz 05 – Bayer Leverkusen 3:1
Michael Skibbes Einstand – das ist der Blickwinkel, aus dem das Spiel bewertet wird. Die schwache Leistung der Leverkusener sehen die Journalisten als Fortführung der letzten Jahre. Aus der Lektüre wird schnell klar: Viel Hoffnung auf Änderung verbinden die Chronisten mit dem neuen Trainer nicht; dass er seinen Spieler das Phlegma austreiben kann, bezweifeln sie. Vernehmbarer wird die Kritik an Rudi Völler, Mitverantwortlicher für die Zusammenstellung der Mannschaft.
Internationales Konglomerat von Individualisten
Ulrich Hartmann (SZ) verweist auf die Machtlosigkeit des Trainers: „Der erste Auftritt des Teams unter dem 40-jährigen Trainer hat die Frage verstärkt, ob der zurückhaltende Skibbe der richtige Mann ist für dieses internationale Konglomerat von Individualisten. Auch unter Klaus Toppmöller, Thomas Hörster und Augenthaler haben sich die Spieler ihre Auszeiten immer wieder selbst genommen, und die Trainer mussten abwarten, bis die öffentliche Erregung durch eine rehabilitierende Leistung im darauffolgenden Heimspiel abklang. Dieses System von Schuld und Sühne hat Skibbe bereits begriffen.“
Im Nacken
Jörg Winterfeldt (Welt) heißt Skibbe in Leverkusen willkommen: „Gleich beim ersten Pflichtkick bekam Skibbe die blanke Bayer-Realität vorgeführt: Im Nacken hat der Ex-Bundestrainer seinen einstigen Nationalmannschafts-Teamchef Völler lauern, der auch verhindert, daß Skibbe allzu ehrlich und laut Bayers Fehler der Vergangenheit dokumentiert. Parallel muß Skibbe sich in Leverkusen, wo ihm erst Absagen von Matthias Sammer und Morten Olsen die Chance eröffnet haben, als Herr über ein Heer begabter, aber bis zur Trägheit launenhafter Individualisten beweisen.“
Jeder für sich, keiner für den anderen
Uwe Marx (FAZ) verweist auf das Vorbild Mainz: „Entscheidend war der Zerfall der Mannschaft in viele kleine, nicht mehr zusammenpassende Teile. Während die Mainzer wie gewohnt Fußball las Gemeinschaftserlebnis begriffen, demonstrierte Leverkusen den Abschied vom Kollektiv: jeder für sich, keiner für den anderen. Da wurde untereinander debattiert, abgewinkt, der Schwarze Peter gesucht und meist beim anderen gefunden. (…) Völler sagte später verärgert, Skibbe müsse den Charakter der Spieler prüfen – was man natürlich längst hätte tun können.“
Link:
Tsp-Interview mit Skibbe
Hamburger SV – VfL Wolfsburg 0:1
Im Mittelpunkt des Interesses stehen die „Rüpeleien“ (FAZ) nach dem Spiel und die vermutete Sperre für den Hamburger Spielmacher Rafael van der Vaart. Die Bild-Zeitung, der Hohepriester der Fußball-Moral, fordert gar „Massen-Sperren“ für die Spieler des Bayern-Konkurrenten und die des VfL Wolfsburg.
Disziplin-Problem
Jörg Marwedel (SZ) stellt fest: „Diese Ausraster sind längst keine Einzelfälle mehr. Zuvor waren in dieser Saison schon Demel, Boulahrouz und Sergej Barbarez in unschöne Scharmützel verstrickt gewesen, was ihnen mit Ausnahme Demels Sperren eintrug. Diesmal könnte das offenkundige Disziplin-Problem einen besonders hohen Preis haben. Van der Vaart droht eine mehrwöchige Sperre.“
Ideenarmut
Christian Görtzen (FAZ) malt den Hamburgern den Teufel an die Wand: „Wie ernüchternd die nächsten Wochen nach dem Ausfall des Spielmachers werden könnten, läßt sich ahnen. In den letzten vier Spielen der vergangenen Saison scheiterte der HSV kläglich in seinem Bemühen, direkt in den Uefa-Cup einzuziehen. Es zeigte sich damals eindrucksvoll, daß sich in der HSV-Mannschaft kein Spielgestalter findet. Jetzt, ohne van der Vaart, droht wieder Ideenarmut. Vermutlich vier Spiele wird er fehlen. Diese Zeit reicht manchmal schon aus, um große Ziele zu verspielen. Das wissen sie in Hamburg nur zu gut.“
Oke Göttlich (taz) schaut auf den Sieger : „Die Wolfsburger legen die akuten Probleme des HSV im Angriff frei und enttarnten Hamburgs mangelnde Sturmphantasie.“
Link:
Werder Bremen – 1. FC Nürnberg 6:2
Mit Bremen, dem „Meister im Tiefstapeln“ (Welt), können sich die Beobachter freuen. Sehr viele Tore, hinten und vorne – für die Bundesliga ist das gut genug. Doch die Sorge um die Abwehr bleibt.
Überraschend
Frank Heike (FAZ) erkennt eine Neuerung im Bremer Spiel: „Fast nebenbei hat sich Ivan Klasnic auch zu einer Art vorderer Spielmacher entwickelt. Vor allem, wenn der wie zuletzt häufig in die selbstgewählte Isolation nach ganz links, ganz außen entschwindende Johan Micoud nur dabei statt mittendrin ist, übernimmt Klasnic die Rolle des Ballverteilers. Das ist der überraschendste taktische Zug der Bremer.“
Heinz Fricke (SZ) sieht ein abwechslungsreiches und fehlerhaftes Spiel: „Nürnbergs Mannschaft ist, so schön sie zeitweilig kombinierte, zu instabil und zu leicht aus der Fassung zu bringen. Doch auch der neue Tabellenführer ist nicht frei von Problemen. Zwölf Gegentore in neun Spielen belegen, dass die Viererkette mit Spielern aus drei Ländern noch Harmonie-Defizite hat. Aber in der Bundesliga macht das nichts, da wird vorne oft genug getroffen.“
Links:
Tsp-Kommentar
FR-Spielbericht
BLZ-Spielbericht
VfB Stuttgart – Borussia Mönchengladbach 1:1
Selbst die sachlichsten Journalisten ahnen, dass es mit Giovanni Trapattoni in Stuttgart kein gutes Ende nehmen wird. In der Mannschaft findet er keine Fürsprecher, und die Leistungen werden eher schwächer als stärker. Die Leistung der Gladbacher findet wenig Beachtung in der Presse.
Stuttgart wartet
Bernd Dörries (SZ) empfängt Signale der Trennung: „In gewisser Weise lässt sich sagen, dass Trapattoni seine beste Leistung der Saison gezeigt hat. Er gab zu, dass es ein schlechtes Spiel war, das seine Mannschaft gegen wesentlich bessere Gladbacher gemacht hatte. Man kann das als Fortschritt interpretieren. Er war bisher dadurch aufgefallen, dass er dort Licht sah, wo andere Beobachter nicht einmal einen Schatten erkennen konnten. (…) Es scheint in Stuttgart nun eine Situation eingetreten zu sein, in der die Spieler darauf warten, dass der Trainer geht oder zumindest sein System ändert und der Trainer darauf wartet, dass die Spieler sich endlich zusammenreißen. Das Präsidium des Vereins wiederum scheint darauf zu warten, ob eine der beiden Seiten freiwillig nachgibt oder alles einfach irgendwie besser wird. Vielleicht wartet man auch auf eine unauffällige Lösung in der Winterpause, mit der alle Seiten ihr Gesicht wahren können.“
Ansehen und Respekt erlahmen
Peter Heß (FAZ) leidet mit Trapattoni: „Wie der temperamentvolle Italiener die Fehlleistung seiner Mannschaft mit deren Unsicherheit kommentierte, nahm die neutralen Zuhörer für sich ein. Charmant, voller Leidenschaft fiel er vom Italienischen in sein Trap-Deutsch. Man konnte gut ahnen, worauf er hinauswollte. Aber wenn Mannschaftssitzungen in einem ähnlichen Stil abgehalten werde, könnte die ein oder andere Nuance unter den Tisch fallen. Sogar mit Dolmetscher. Die Geduld, die zum genauen Hinhören nun mal aufgewendet werden muß, scheint bei weiten Teilen der Mannschaft aufgezehrt zu sein. Stimmen aus der Umkleidekabine künden davon, daß Ansehen und Respekt gegenüber dem ehemaligen Lieblingsitaliener erlahmen.“
1. FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund 3:3
Trotz sechs Toren und zwei Dreifach-Torschützen hat das Spiel eine schwache Presse. Interessanter ist den Autoren die Zukunft Halil Altintops, der wohl nur noch bis höchstens Juni 2006 für Kaiserslautern stürmen wird. „Jede seiner Aussagen ließ sich hübsch drehen und wenden, aber am Ende hören sich alle an wie die unerschütterliche Ankündigung eines baldigen Abschieds“, lesen wir in der FAZ.
Arminia Bielefeld – Hertha BSC Berlin 3:0
Ein Stück große Fußballwelt
Ein Spiel im Schatten der Aufmerksamkeit, und doch ein bisschen Lob für Bielefeld. „Arminia überrascht die sogenannten Experten aufs neue“, schreibt die FAZ denjenigen ins Stammbuch, die vor der Saison den Abstieg voraussagten. „Buckley? Lense? Skela? Ihre vor ein paar Wochen noch so unersetzlichen Abgänge verzeichnen die Bielfelder Fans spätestens seit dem Schlußpfiff mit dicken Fragezeichen. Der neue Star heißt Sibusiso Zuma, er schenkte ihnen mit seinem sehenswerten Slalomlauf über den halben Platz ein Stück große Fußballwelt – einen Augenblick, bei dem am Abend via Fernsehen ganz Fußball-Deutschland bewundernd nach Bielefeld schaute.“ (Peter Penders)
Links:
FAZ: Zuma, der neue Bielefelder Liebling