Ball und Buchstabe
Mätzchen und Filmchen
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| Montag, 17. Oktober 2005Jürgen Kaube (FAZ /Feuilleton) setzt die Debatte mit den Machern der ARD-Sportschau fort. Am ersten Spieltag hat er sich in einem Kommentar über zu viel Werbung und zuwenig Fußball beschwert – eine Behauptung, der die ARD widerspricht. Nun machen sich Kaube und Mitarbeiter die Mühe und stoppen die Zeit – „der Weg der empirischen Sozialforschung auf eigene Faust“. Frage der Erhebung: Wie viel Werbung, wie viel Gewinnspiel, wie viel Fußball? Das Ergebnis widerspricht den Angaben der ARD und stützt Kaubes Kritik: „In Prozent ausgedrückt, besteht die Sportschau keineswegs aus „rund achtzig Prozent” Information, wenn unter Information nicht auch Produktinformation verstanden wird. Wir sind auf eine Sendelänge von ungefähr 95 Minuten gekommen, davon entfielen auf Informationen über die Bundesliga etwas mehr als 67 Minuten, was siebzig Prozent entspricht – zählt man das Interview mit Klinsmann separat, dann waren es sogar weniger als zwei Drittel Bundesliga, wobei hierin alle Mätzchen eingerechnet sind. Das reine Spielgeschehen macht etwas mehr als die Hälfte der Sendung aus. So weit die Quantitäten. Der eine oder andere Stoppfehler mag uns unterlaufen sein, manches Sendeelement geht auch gleitend ins nächste über. Im ganzen haben wir diesmal fünfzig Sendeelemente gezählt, eine Zahl, die von den Sportschau-Machern bislang nicht kommentiert worden ist, obwohl ebendieses ständige Unterbrechen der Sportberichterstattung durch Reklame-Filmchen viele Zuschauer mindestens so entnervt wie deren Gesamtlänge. Ein eigenes Kapitel wären noch die Qualitäten einer Sendung. Aber für dieses Thema und für das andere, wieso in der Sportschau und überhaupt im öffentlich-rechtlichen Sportfernsehen jeglicher analytische Blick auf den Fußball fehlt und nur die Phrasen der Woche hergebetet werden, fehlt uns nach all der Zeitmessung die Zeit. Dazu ein andermal.“ Fortsetzung folgt also. Wir hoffen darauf, dass Kaube uns weiter aus der Seele spricht.