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Internationaler Fußball

Geduld ist etwas, was von einem Machtmenschen nicht zu erwarten ist

Oliver Fritsch | Dienstag, 25. Oktober 2005 Kommentare deaktiviert für Geduld ist etwas, was von einem Machtmenschen nicht zu erwarten ist

George Burley, Trainer des schottischen Tabellenführers Hearts of Midlothian, tritt zurück oder wird zum Rücktritt gedrängt, und die Journalisten reiben sich die Augen. Ein Erklärungsversuch Markus Lotter (Welt): „Romanow nimmt im Gegensatz zu seinem Pendant Roman Abramowitsch in Anspruch, alleiniger Entscheidungsträger zu sein. Er verpflichtete ohne Rücksprache mit Burley Spieler und gab die Ziele vor: ‚Ich will Meister werden und in ein paar Jahren im Champions-League-Finale stehen.’ Burley riß diese Traumschlösser seines Chefs in der Öffentlichkeit immer wieder ein, sprach von einem kontinuierlichen Aufbau. Geduld ist jedoch etwas, was von einem Machtmenschen wie Romanow nicht zu erwarten ist.“

Claus Vetter (Tsp) fügt hinzu: „Wer den Zielen Romanows im Weg steht, muss gehen. So wie George Burley. Zur Trennung vom Trainer äußert sich der Verein nicht.“

Gummiwand

Martin Pütter (NZZ) registriert ein auffälliges Phänomen in England: Teams, die unerwartet an die Tabellenspitze vorstoßen, steigen bald ab. In dieser Saison steht der Tabellenvierte des Vorjahres, der FC Everton, am Tabellenende, obwohl er am Wochenende immerhin 1:1 gegen Chelsea gespielt hat: „Wie heuer die ‚Toffees’ hatten schon andere Vereine wie Ipswich Town und die beiden diesjährigen Aufsteiger Sunderland und West Ham United in der Vergangenheit erfahren müssen, dass von der Gummiwand an der Premier-League-Spitze jeweils abprallt, was zu schnell nach oben kommt. Vor fünf Jahren hatte sich Ipswich, nach vier Jahren erfolgloser Versuche in den Play-offs endlich in die oberste Spielklasse zurückgekehrt, zum Höhenflug angeschickt. Am Meisterschaftsende qualifizierten sich die ‚Tractor Boys’ als Fünfte für den Uefa-Cup – und stiegen eine Saison später wieder ab. Auch Sunderland und West Ham United hatten um die Jahrtausendwende ähnliche Erwartungen gehegt. Kaum hatten sie mehr erreicht, als es Anhänger und Medien erwartet hatten, trat (fast) unmittelbar der Abstieg ein. Was sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung von Everton und der anderen drei Klubs zieht, ist das Ausbleiben der gewünschten Verstärkungen sowie ein Absinken der Form der zuvor massgebenden Professionals.“

Krippenspiel

Römer Derby – Peter Hartmann (NZZ) erzählt die neueste Folge der italienischen Fußball-Soap: „Wenn brasilianische Fussballer ein Baby kriegen, dann schiessen sie ein Tor und tanzen mit wiegenden Armen den Vater-Samba. Nun war auch ein Ur-Römer gefordert im 125. Derby – ein Krippenspiel in der Arena hat die Ewige Stadt noch nie gesehen, in der Aufführung von Francesco Totti (Regie und Hauptdarsteller). Der Roma-Häuptling schlenzte den Ball mit dem rechten Aussenrist aus spitzem Winkel ins Netz. Nach diesem Eröffnungsakt legte sich der Gladiator hinter dem Tor nieder, schob sich den Ball mit Hilfe seiner Mannschaftskomplizen unter das Trikot und mimte vor den Augen seiner hochschwangeren Frau Ilary, die auf der Tribüne in einen gefährlichen Lachanfall ausbrach, die Geburt.“

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