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Ball und Buchstabe

In Deutschland sieht vieles so aus, als ob der Zufall Regie führt

Oliver Fritsch | Dienstag, 1. November 2005 Kommentare deaktiviert für In Deutschland sieht vieles so aus, als ob der Zufall Regie führt

Roland Loy, Sportwissenschaftler und Statistiker, räumt im Spiegel-Interview mit einigen Fußballmythen auf: „Die Lehrmeinung, wonach Angriffe über die Flügel mehr Erfolg versprechen als Angriffe durch die Mitte, ist falsch. In Wahrheit sind die Aussichten auf Tore absolut gleich. Viele Trainer behaupten auch, wer die meisten Zweikämpfe gewinnt, der gewinnt das Match. Das ist auch unzutreffend. Nur in gut 40 Prozent der Spiele gewinnt das Team, das mehr Zweikämpfe für sich entschieden hat. Und dass der gefoulte Spieler nicht zum Elfmeter antreten sollte, ist auch nicht zu belegen. Ich habe es selbst kaum glauben können, aber die Erfolgsquote beim Strafstoß liegt bei 77 Prozent – gleichgültig, ob der Gefoulte antritt oder ein Unbeteiligter. (…) Nehmen Sie die EM 2004: Griechenland hat in jedem seiner sechs Spiele seltener aufs Tor geschossen als der Gegner – und wurde trotzdem Europameister. Keiner wusste warum, nicht mal Otto Rehhagel. (…) Fast die Hälfte aller Tore ist durch den Faktor Zufall beeinflusst: ein Ball, der von der Latte zurückprallt und dem Stürmer vor den Fuß fällt; ein Weitschuss, der abgefälscht wird; ein harmloser Roller, der dem Torwart durch die Hände rutscht. Und dann kommt hinzu, dass unter Topteams oft nur eine Zehenspitze über Sieg oder Niederlage entscheidet. (…) Beim FC Bayern unter Ottmar Hitzfeld kehrten gewisse gruppen- und mannschaftstaktische Spielhandlungen immer wieder, der lange Pass auf den bulligen Carsten Jancker etwa, der dann den Ball zum nachrückenden Spieler prallen lässt. Hitzfelds Arbeit ähnelt da am ehesten der in italienischen Clubs. In der Serie A wird viel mehr einstudiert und entsprechend mehr nach Plan zusammengespielt als in Deutschland, wo vieles so aussieht, als ob der Zufall Regie führt. Dabei kann man messen, was zum Ziel führt.“

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