Champions League
Rezessive Tendenz
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| Donnerstag, 3. November 2005Schalke 04 – Fenerbahce Istanbul 2:0
Der Sieg, eine Schmerztablette. Schalke leide weiter an Depression, diagnostiziert die deutsche Presse, der Erfolg bewirke allenfalls eine kurze Linderung: „Ein Sieg über die Angst“, liest man in der FAZ, die SZ stellt in der zweiten Halbzeit gegen neun Türken einen Rückfall fest: „Schalke zeigt sich spielerisch verbessert, aber nervlich anfällig – epidemische Infektion von Fehlern in Folge der doppelten Überzahl.“ Richard Leipold (FAZ) verwendet Wirtschaftssprache, um Schalker Mangel zu schildern: „Am Fußballstandort Gelsenkirchen scheint die Konjunktur wieder anzuspringen. Der FC Schalke schickt sich an, die rezessive Tendenz zu überwinden, die auf dem nationalen Markt zu düsteren Prognosen geführt hatte. Ob der Sieg neue Wachstumsimpulse gibt, bleibt ungewiß, es wurden aber Mängel sichtbar, die Schalke ein Strukturproblem bescheren könnten. Trotz des auf den ersten Blick deutlichen Sieges bleibt die Produktivität der Schwachpunkt beim Arbeiterklub aus dem Ruhrgebiet. (…) Rangnick hat sich in Schalke fürs erste stabilisiert, ohne unangreifbar zu sein.“
Klaus Bellstedt (stern.de) befasst sich, vom Ausgang des Spiels absehend, mit der allgemeinen Schalker Lage und prophezeit Ralf Rangnick das Scheitern: „Wer Rangnick kennt, der weiß, dass er seinen Job wissenschaftlich und perfektionistisch betreibt. Der ‚Professor’ ist kein Teamplayer, er braucht im sportlichen Bereich die alleinige Entscheidungsgewalt. Bei seinen bisherigen Stationen in Ulm, Stuttgart und Hannover war das größtenteils auch so, auf Schalke weht bekanntermaßen ein anderer Wind. Über ein Jahr ist der schwäbische Sturkopf bei den ‚Königsblauen’ im Amt, aber so deutlich wie jetzt wurde ihm wohl noch nie vor Augen geführt, dass das ‚System Rangnick’ beim westdeutschen Traditionsklub nicht funktionieren kann. Nach seinem Geschmack tummeln sich in seinem Hoheitsgebiet – angeführt von Rudi Assauer – immer noch zu viele Häuptlinge.“ Die Sport Bild verortet das Problem in der Sprache: „Beim FC Sprachlos 04 ist eine Neuauflage des Turmbaus zu Babel“ und fordert mit Rangnick von allen: „Redet Deutsch!“
Betis Sevilla – FC Chelsea 1:0
Imperium
Eine Niederlage Chelseas zieht Schadenfreude nach sich – Boris Herrmann (BLZ) grinst: „Jose Mourinhos Welt sieht so aus: Chelsea hat den besten Spieler der Welt (Frank Lampard), den besten Trainer der Welt (mich) und wird für die kommenden einhundert Jahre die Weltherrschaft übernehmen. Chelseas Dominanz in der Premier League mag derartige Träume befördern, kaum wagt sich das Imperium jedoch von der Insel, gerät es gewaltig ins Wanken. (…) Chelsea hat fünf der letzten sechs Auswärtsspiele in der Champions League verloren; jemand, der an die Weltherrschaft glaubt, sollte nicht nur in Wigan und Everton überzeugen.“