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Bundesliga

Gleichmut

Oliver Fritsch | Samstag, 5. November 2005 Kommentare deaktiviert für Gleichmut

Alle Augen auf das Spitzenspiel Bayern gegen Werder. Die SZ vergleicht heute akribisch die zwei Vereine, eine ganze Mannschaft an Autoren aufbietend, und bekundet Sympathie für den Bremer Gleichmut: „Werder gestattete dem Erfolg, gelegentlich auch wieder zu verschwinden, wenn es dem Fußballgott halt so gefiel. Der Verein akzeptierte Titel als temporäre Erscheinung. Immer aber, wenn die Bremer einen Pokal gewannen und wieder verloren, wenn sie einen Star hervorbrachten und ziehen lassen mussten, war der Klub ein kleines Stück größer als vorher und erlangte bald aufs Neue die Stärke, um den Bayern zu trotzen. Sorgen sollte den Bayern nur machen, dass die Abstände immer kürzer werden.“

Thomas Schaaf und Felix Magath vertreten gegensätzliche Standpunkte – schon immer, findet Ralf Wiegand (SZ): „Sie ähnelten sich schon als Spieler ungefähr so wie Camilla und Lady Di. Hier Felix Magath, der schwierige, gelegentlich geniale Strippenzieher im Mittelfeld, ein wenig lauffaul, aber verliebt in sein eigenes Spiel. Dort Thomas Schaaf, kicker-Lebensdurchschnittsnote 3,5 – Markenzeichen: fleißig, aber unauffällig. Erstaunlicherweise haben beide Männer als Trainer ihre Philosophie grundlegend verändert. Der ehemalige Schöngeist Magath hobelt überbordende Individualität seiner Spieler nun mit zwei Mitteln ab: Konditionstraining und Rotation. So schwebt etwa Bastian Schweinsteiger ständig zwischen Nationalheldentum und Amateurelf, und Sebastian Deisler ist fit für mindestens einen Halbmarathon. In diesem laufstarken Kollektiv müsste Magath einen Spieler, wie er selbst einer war, in die Regionalliga zwangsversetzen – oder gegen eine anpassungsfähige Fleißbiene wie den jungen Thomas Schaaf ersetzen. Der rabiate Umgang mit jeglicher Form von Einzigartigkeit verleiht Magath jene Autorität, gegen die er einst aufbegehrte. Schaaf wiederum müsste, wäre er sein eigener Spieler, sich sogar den Vereinswechsel nahe legen.“ Thomas Schaaf wird in der FAZ mit dem herrlichen Satz zitiert: „Wir, meine Familie und ich, stehen schon im Rampenlicht, aber wir sind auch gern mal mit ‚ner Stulle zufrieden.“

Abteilung Attacke

Andreas Lesch (BLZ) begründet zweifach den Rang Michael Ballacks in München: „Als Fußballer vereint er Qualitäten wie kaum einer sonst: Ballack kann ein Spiel antreiben und ordnen, und er kann es jederzeit mit seiner überragenden Kopfballstärke entscheiden. Er prägt den FC Bayern wie keiner seiner Kollegen: Ballack verkörpert mit seinen Grätschen und Fouls, mit seinen Meckereien gegen Schiedsrichterentscheidungen, mit seinem Brust-raus-Stil die Abteilung Attacke auf dem Platz; er steht für jene Gangart, die Manager Hoeneß abseits des Feldes vertritt. Sicher ist Ballack in seinen Münchner Jahren ein bisschen wie der FC Bayern geworden – aber der FC Bayern auch ein bisschen wie er. (…) Ballack spielt als Repräsentant, Redner, Werbefigur längst eine zentrale Rolle in seinem Klub.“ Wie groß die Leistung Valerin Ismaels zu bewerten ist, der sich bei den Bayern durchgesetzt hat, zeigt der Vergleich mit Torsten Frings – Elisabeth Schlammerl (FAZ) zieht ihn: „Wie schwer es gestandenen Profis fällt, sich beim FC Bayern anzupassen, zeigt das Beispiel Torsten Frings. Der deutsche Nationalspieler hatte sich nie richtig wohl gefühlt, nicht auf dem Platz und schon gar nicht außerhalb. Die Dimension Bayern war zu groß für den eher verschlossenen Frings, der Trubel nervte. Er fühlte sich zu sehr von allen Seiten beobachtet. Inzwischen, zurück in den überschaubaren Verhältnissen rund um Werder, ist er auf dem besten Wege zu einer Leitfigur, die die Mitspieler antreibt und auch schon mal anpfeift. Ismael dagegen integrierte sich im Sauseschritt, zumindest, was seine Arbeit in der Abwehr betrifft. Er spielt, als ob er schon ganz lange im Verteidigungsriegel der Bayern stünde und noch nie einen anderen Partner in der Innenverteidigung an seiner Seite gehabt hätte als Lucio.“

Tsp: Fremde Bayern – Torsten Frings hat ein gespaltenes Verhältnis zu seinem ehemaligen Klub

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