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Ascheplatz

Arenen der Selbstgefälligkeit

Oliver Fritsch | Mittwoch, 9. November 2005 Kommentare deaktiviert für Arenen der Selbstgefälligkeit

Die SZ kommentiert das Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach Bundesliga-Vereine von Radiosendern Lizenzgebühren für ihre Berichte kassieren dürfen: „Das Recht der Öffentlichkeit auf Information über wichtige Ereignisse zählt offenbar wenig, wenn sich Fußballklubs in der kaufmännischen Champions League verkämpfen. Deshalb ist zu fürchten, dass bald auch Vertreter der Presse zahlen müssen, wenn sie sich in die neuerdings nach Konzernnamen getauften Sportstätten begeben. Erwünscht sind ohnehin nur gefällige Berichte, die den Marktwert der Spieler erhöhen. In diesen neuen Arenen der Selbstgefälligkeit hilft nur eines: Das Bundesverfassungsgericht muss ein Radiorecht auf Kurzberichterstattung fixieren. So etwas gibt es im Fernsehen auch.“

Schauplatz für Werbefeldzüge

„Das Geschacher um Götter“ – Michael Wulzinger (Spiegel) sieht für die WM 2006 eine Fortsetzung des WM-Finals 1998 voraus, ein Werbe-Duell in Berlin zwischen Adidas und Nike: „Brasilien gibt das beste Beispiel, wie Kommunen, Stadienbetreiber, Hoteliers und Vermarkter um die prominente Kundschaft werben. Um keine Mannschaft wird so intensiv gebuhlt wie um den Titelverteidiger. Denn wie kein anderes Team garantiert die Seleção mediale Dauerpräsenz, und ganz nebenbei verhelfen Tausende trommelnder und Samba tanzender Menschen selbst trübsten deutschen Innenstädten noch zu spektakulären Bildern. (…) Es zeichnet sich ab, dass Berlin im kommenden Sommer für viereinhalb Wochen nicht nur die Kapitale des Weltfußballs ist; Berlin wird während der WM auch der Schauplatz sein, an dem sich die zwei weltgrößten Sportartikelkonzerne Adidas und Nike Werbefeldzüge bislang ungekannten Ausmaßes liefern werden. Denn Adidas wird mit der DFB-Auswahl seinen wichtigsten Bannerträger vor Ort haben – und Nike mit den Brasilianern vermutlich auch. (…) In Berlin, so viel steht fest, werden die monströs großen Aufnahmen von Spielern wie Ronaldinho, Robinho und Ballack im nächsten Sommer ganze Straßenzüge dominieren.“

To build success, not to buy success

Felix Reidhaar (NZZ) protokolliert Ziele und Probleme (oder auf doofdeutsch: Zielsetzungen und Problemstellungen) Peter Kenyons, Chief Executive Officer des FC Chelsea: „Unter Chelsea stellen sich nicht nur Briten gemeinhin Vornehmes, geschichtlich Bedeutendes und städtebaulich Wegweisendes vor. Die „Königliche Stadt“ der Literaten und Künstler, der Lords und Grafen ist im Begriff, neuzeitlich Relevanz im Weltfussball zu erlangen. Das gestaltet sich insofern schwieriger, als der traditionell konservative Engländer dem mächtig aufstrebenden Chelsea FC mit skeptischem Nasenrümpfen begegnet. Von Neureichen ist die Rede, mit verdächtig sauberen russischen Petro-Rubels aufgemotzten Kickern (…) An Beliebtheit haben sie noch nicht gewonnen, auch nicht an internationaler Strahlenwirkung, die fast allein heute Wachstum für einen Profiklub verspricht. Kenyon scheint ein geeigneter Kopf, um an der Spitze des Chelsea FC die Herausforderungen richtig anzupacken. Wie er feststellte, heisst das Leitmotiv des Vereins und seines Besitzers Roman Abramowitsch entgegen der landläufigen Meinung to build success, not to buy success. Wer dem Geschäftsmann und seinen präzis gewählten, besonnenen und gescheiten Worten zuhörte, war rasch zur Korrektur vorgefasster Meinungen bereit. (…) Woran dem Chelsea-Geschäftsführer in seinem Business-Plan besonders liegt, ist der Ausbau der Marktstellung, die Globalisierung der Marke Chelsea – gerade in Verbindung mit dem Brand London, einem der drei wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt und Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2012.“

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